REVIEW: Crooked Colours „Vera“

Vergleiche zu anderen Bands aufzustellen, hilft vielen Hörern, einen bis dato unbekannten Act einordnen und eine Entscheidung darüber fällen zu können, ob dieser potenziell interessant für sie sein könnte. Namedropping ist zu einer gängigen Methode geworden, um Newcomer zu bewerben und entsprechende Zielgruppen zu erreichen. Die Nutzung dieser Technik birgt aber auch eine große Gefahr: Es entzieht den präsentierten Künstlern schnell ihre Eigenständigkeit und lässt sie im schlechtesten Fall wie eine uninspirierte Kopie derer erscheinen, denen man sie gegenübergestellt hat. Betrachtet man beispielsweise die Australier von Crooked Colours und setzt sich genauer mit ihrer Musik auseinander, ist es schier unvermeidlich, im selben Zug auch an Gruppen wie alt-J oder die Glass Animals zu denken. Das liegt zum einen an stilistischen Schnittmengen, zum anderen aber auch an durchaus bewusst beeinflussbaren Details wie der visuellen Gestaltung des Covers ihres Debütalbums „Vera“, das deutliche Parallelen zu „Zaba“ von den Glass Animals aufweist. Geschadet hat all das den Crooked Colours bisher jedoch nicht. Im Gegenteil. Das Trio ist mittlerweile weit über die Grenzen seines Heimatlands bekannt.

Fiebrig schwelende Synthies, treibende Beats, ein Hauch von Funk und Soul sowie die leicht androgyne Stimme von Leadsänger Philip Slabber – das sind die Zutaten, die Crooked Colours „Vera“ zu einem mitreißenden Werk zeitgenössischen Art-Pops machen. In der Tradition bereits erwähnter Kollegen nutzen die Crooked Colours die Gunst der Stunde, um ihre Version des Millenniumsounds vorzulegen. Und der Plan geht auf. Eingängig und doch speziell überzeugt das Album auf Anhieb. Neben fesselnden Hooks hält „Vera“ auch genug kleine Wendungen bereit, um die Aufmerksamkeit der Hörer dauerhaft für sich beanspruchen zu können. Allerdings lässt sich ein gewisser bitterer Beigeschmack eben auch nicht verleugnen und es stellt sich die Frage, ob man sich auch in zehn Jahren rückblickend noch an die Crooked Colours erinnern wird, wenn es darum geht, wichtige Vertreter ihres Genres aufzurufen? Wir sind uns fast sicher, dass man dann eher auf die altbekannten Pioniere zurückgreifen wird. Für den Moment bietet „Vera“ aber eine wunderbare Alternative zu all den anderen Alben, die man hier und da vielleicht schon ein wenig zu oft gehört hat. Und eventuell finden die Crooked Colours im Laufe ihrer Karriere noch jenes Alleinstellungsmerkmal, dass sie unsterblich machen könnte. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Das Zeug zum Dauerbrenner hat die Band jedenfalls.

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