REVIEW: Angus & Julia Stone „Snow“

Angus und Julia Stone sind eins der namenhaftesten Geschwisterpaare, die die Musikbranche zu bieten hat. Seit der Veröffentlichung ihres Debüts „A Book Like This“ vor zehn Jahren hat sich ihre Fangemeinschaft kontinuierlich vergrößern können und auch ihr Ruf eilt ihnen noch immer weit voraus. Angebote, wie zuletzt die Zusammenarbeit mit dem Produzenten Rick Rubin (U2, Beastie Boys, Adele) sind nur ein positiver Effekt, den der wachsende Erfolg mit sich bringt. Die Stones haben mittlerweile die Freiheit, sich mit Gelassenheit zurücklehnen zu können, und so an ihren Songs zu arbeiten, wie sie das eben möchten. Für das Schreiben und die Produktion ihres vierten Studioalbums „Snow“ beispielsweise zogen sie sich fast schon klischeehaft in ein wunderschön gelegenes Sommerhaus zurück und fanden im Einklang mit der Natur auch die Inspiration, um jene Platte Form annehmen zu lassen. Wenngleich Julia Stone zu verstehen gibt, dass sie verwundert sei, auch nach all der Zeit noch immer mit ihrem Bruder gemeinsam hinter dem Mikro zu stehen, ist dies aus unserer Sicht nur die logische Konsequenz einer solch fruchtbaren Verbindung.

Früher als gedacht sind es 2017 scheinbar Angus & Julia Stone, die den Winter einläuten und uns den Schnee von der Haustür bis ins wärmende Wohnzimmer hineintragen. Und doch ist „Snow“ trotz seines Namens eher als eine Art Allzweckwaffe gegen kalte Tage zu verstehen. Wie gemacht für gemütliche Abende auf der Couch entspinnt die LP einen wohlig satten Sound, der nur noch in Ansätzen an den Backkatalog des Duos erinnert. Die Stones werten ihren Chamber-Folk mit allerlei elektronischem Handwerkzeug auf, hobeln die letzten naiven Ecken und Kanten ihres Songwritings ab und klingen dadurch erwachsener denn je. Angus Stimme scheint derweil eine tonale Metamorphose durchlaufen zu haben, die den zerbrechlichen Jungengesang, der Songs wie „Big Jet Plane“ oder „Just A Boy“ zu Hitsingles gemacht hatte, weit in die Ferne rückt. Vielmehr rufen seine Vocals nun Bilder großer Soul- und Country-Legenden auf den Plan. Julia hingegen brilliert noch immer durch die eigentümliche Charakteristik ihrer Stimme, doch scheint auch sie ein Stück abgeklärter und weniger ausgeflippt zu sein, als es zu Beginn ihrer Karriere der Fall gewesen war. Vielleicht eine nachvollziehbare Entwicklung, wenn man die 20er hinter sich gelassen und vollends in die 30er eingetaucht ist. „Snow“ jedenfalls schaden die Gelassenheit und Ruhe, die die australischen Geschwister mittlerweile ausstrahlen, keinesfalls. Die Platte klingt kohärenter als all seine Vorgänger, was auch daran liegen mag, dass sie die erste in der Diskografie der Stones ist, die vom ersten bis zum letzten Zug in absoluter Gemeinschaftsarbeit entstanden ist, und wischt alle Befürchtungen, die Geschwister könnten irgendwann in einem langweiligen Einheitsbrei untergehen, vollkommen vom Tisch.

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