Auf Blue Hawaiis „Tenderness“ reichen sich 80er, 90er und frühe Millenniumssounds die Klinge in die Hand, während sich Braids-Frontfrau Raphaelle Standell zur sympathischen Disco-Diva mausert.
Soziale Netzwerke, Datingapps und ein unaufhaltsamer Technologisierungssturm stellen uns und unser Seelenleben vor neue Herausforderungen. Vor allem in Sachen Zwischenmenschlichkeit. Es häufen sich die Geschichten virtueller Romanzen, bei der die Realität zumindest anfänglich oft ausgeklammert wird. Raphaelle ‘Ra’ Standell und Alexander ‘Agor’ Kerby alias Blue Hawaii widmen dem Phänomen der digitalen Anziehung nun ein ganzes Konzeptalbum. „Tenderness“ beschäftigt sich mit Liebe und Zuneigung im Zeitalter von Facebook, Tinder und Co. Dabei gründen die Texte der 16 Songs in hohem Maße auf persönlichen Erfahrungen von Sängerin Raphaelle. Mit vollster Inbrunst erweckt sie diese zum Leben und nutzt dabei die gesamte Bandbreite ihrer anmutigen Stimme. Verfremdungen und Extremzustände inbegriffen. Begleitet und unterstützt wird sie dabei von allerhand Instrumentierungen, deren Ursprünge bunt in den letzten dreißig Jahren der Musikgeschichte verteilt liegen. Von Mariah Carey bis Björk sind alle Assoziationen zulässig, denn „Tenderness“ sprengt ganz selbstverständlich jedweden Rahmen. Ohne Angst vor Stigmatisierungen lassen Blue Hawaii die Helden ihrer Vergangenheit aufblitzen und spielen sich quer durch ein Potpourri aus R’n’B, House und Pop. Erlaubt ist, was Spaß macht. Diese Grundeinstellung führt zu einer herrlichen leichtfüßigen Platte. Wie gemacht dafür, die Akkus noch einmal aufzuladen, bevor der Winter uns ins Haus steht.
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