REVIEW: Fever Ray „Plunge“

Bizarr und grotesk – mit „Plunge“ stürzt Fever Ray vom nebulösen Friedhof, über den sie noch auf ihrem Debüt gezogen war, in Richtung akustischer Irrenanstalt. Ein echter Psychotrip für Ohr und Verstand.

Dass Karin Dreijer Andersson immer für eine Überraschung gut ist, weiß jeder, der sich schon einmal näher mit der Schwedin und ihrem Werk beschäftigt hat. Da verwundert es auch nicht, dass sie ihre neue LP „Plunge“ letzten Freitag fast völlig aus dem Blauen heraus veröffentlichte. Als Exzentrikerin liebt es die 42-Jährige, mit Schwarmgewohnheiten zu brechen und als Einzelkämpferin gegen den Mainstream zu schwimmen. Ob als Mitglied des Erfolgsduos The Knife, das sie mit ihrem Bruder gegründet und dessen Auflösung die beiden kürzlich bekannt gegeben haben, als Gastsängerin an der Seite von Bands wie Röyksopp oder im Rahmen ihres Soloprojekts Fever Ray – Dreijer Andersson ist nicht nur aufgrund ihrer unverwechselbaren Stimme eine ungewöhnliche Erscheinung. Das Spiel mit Grenzen und das bewusste Überschreiten dieser ist vermutlich ihr markantestes Markenzeichen. Nachdem sie auf ihrem ersten Soloalbum die Folgen einer postpartalen Depression verarbeitet hatte, emanzipiert sich Dreijer Andersson auf dem Nachfolgewerk „Plunge“ hin zu einer grotesken Version ihres ehemals von Mystik umwobenen Alter Egos Fever Ray. Die Fieberwelle wird zur Wahnvorstellung und der Hörer wird einem Strudel aus aufgeregten Synthesizern und wummernden Technobeats ausgesetzt. Schutzlos. Was die Vorabsingle „To The Moon And Back“ bereits andeutete, bewahrheitet sich auf „Plunge“ recht schnell: Fever Ray hat ihren von Hause aus despotisch anmutenden Kompositionen eine fratzenhafte Maske aufgesetzt. Das dabei entfachte Klangfeuer brennt das Erbe von „Fever Ray“ (2009) erbarmungslos nieder und lässt mit Songs wie „Red Tails“ nur wenige Referenzen stehen. Vielmehr züngeln die neuen Tracks in Richtung des raveartigen Charakters, der zuletzt The Knifes „Shaking The Habitual“ (2013) ausgezeichnet hatte.

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