Nichts mit Mottenkiste! Death Cab For Cutie bleiben mit „Thank You For Today“ am Puls der Zeit und präsentieren zehn Tracks, die vor Unverbrauchtheit nur so strotzen.
In einer Branche wie der Musikindustrie von Beständigkeit zu sprechen, hat schon fast etwas Blasphemisches. Immerhin scheint alles, was nicht nachdrücklich niet- und nagelfest gemacht wurde, reinem Chaos ausgesetzt zu sein. Das Konsumverhalten der Hörer ist unberechenbar, Bandbesetzungen werden ausgewechselt wie Cerealien in Frühstücksmüslis und auch die Grenzen der Musikrichtungen selbst weichen auf, als handele es sich um Wachskerzen, die in zu viel Sonne vor sich hinschmelzen. Klang Indierock Ende der Neunziger noch rau und unbeherrscht, sind seine Kanten heute durch computererzeugte Tonspuren beinah komplett abgeschliffen worden. Auch die US-Amerikaner von Deatch Cab For Cutie können auf ähnliche Veränderungsprozesse innerhalb ihrer über zwanzigjährigen Karriere zurückblicken. Wenig ist geblieben, wie es einmal war. Aber Moment! Das ist doch nichts Schlechtes! Immerhin will sich niemand Tag aus Tag ein im Kreis drehen. „Thank You For Today“, das neunte Studioalbum von Death Cab For Cutie, ist eine Platte, die für das Hier und Jetzt gemacht ist. Sie bricht mit dem Nostalgiewahn vieler Kollegen und präsentiert stattdessen einen zeitgenössischen künstlerischen Ansatz. Ben Gibbard und Co. verstehen es, sich treu zu bleiben und dennoch aktuelle Trends zu bedienen. 1997, als die Band sich gegründet hat, hätte „Thank You For Today“ noch wie ein auditiver Fremdkörper gewirkt, zwei Dekaden später gliedert sich die LP vorzüglich in das herrschende Popgeschehen ein. Mit einer eingängigen Mischung aus Electronica, Folk und Alternative verwehrt sich das Album jedwedem Übermut. Und das wiederrum sorgt dafür, dass es Wurzeln schlagen kann. Wurzeln, die ihm auf lange Sicht tatsächlich Beständigkeit verleihen könnten. Zumindest in den Plattenregalen vieler Fans.
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