Extrem anders. Extrem gut. Tolliver sollte zum Star der Stunde auserkoren werden, hat er doch mit seiner „Rites“-EP ein mehr als nachhallendes Wunderwerk erschaffen.
Wie viele andere Genres trieft auch der R’n’B nur so vor Klischees. Warum? Weil es oft an Diversität fehlt. Allzu schnell werden gängige Muster bedient, obwohl die Grundessenz des Genres genug Ansätze bietet, um damit etwas völlig Neuartiges zu erschaffen. Entsprechend kommt Tollivers Debüt-EP „Rites“ wie ein Geschenk des Himmels daher. Statt über Liebe und dicke Autos singt der aus Chicago stammende Afroamerikaner über die Angst vor Geschlechtskrankheiten nach ungeschützem Verkehr oder die Reibung, die entsteht, wenn eine religiös geprägte Vergangenheit wie die seine auf unsere hedonistische Gegenwart trifft. Untermalt werden Tollivers Überlegungen von einem dampfenden Synthie-Gebrodel. Ein Gemisch aus tiefen Beats und hypnotischen Melodien. Jeder der vier Tracks der EP begeistert dabei auf seine ganz eigene Art und Weise. Der Opener „I Gotchu“ frönt mit jeder Faser dem Soul, während „Emmanuel“ Takt für Takt bis zu einem gleißenden Finale anwächst, „Picture Of You Naked“ zum Tanzen einlädt und „Twisted“ mit eingängigen Rap-Passagen aufwartet. „Rites“ trifft den Nerv der Zeit auf den Punkt.
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