REVIEW: Tamino „Amir“

In Taminos Brust schlagen zwei Herzen – das eines Europäers und das eines Ägypters. Wie gut sich deren Takt vereinigen lässt, zeigt das grandiose Erstlingswerk des aufstrebenden Nachwuchstalents.

Sich dem Schatz, den die eigene Herkunft bergen kann, bewusst zu sein, führt manchmal zu wahrhaft phänomenalen Auswüchsen. Wie im Fall des belgischen Newcomers Tamino. Mit seinem Debüt „Amir“ schlägt der Anfang Zwanzigjährige eine Brücke zwischen Abend- und Morgenland. Eine Brücke, die es unbedingt zu überqueren gilt! Ganz selbstverständlich erweitert Tamino nämlich europäische Soundästhetiken, wie man sie von Landsmännern wie Maarten Devoldere (Balthazar, Warhaus) gewohnt ist, um die archaische Schönheit arabischer Rhythmen. Dass sein Großvater der ägyptische Schauspieler Moharam Fouad ist, mag einer der Gründe für die Multidimensionalität in Taminos Schaffen sein. Die bewusste Entscheidung aber, dem westlichen Kulturkreis die Anmut exotischer Klangmuster näherbringen zu wollen, ohne dabei in irgendwelche leicht zu produzierenden Klischees abzurutschen, das verlangt Respekt. Tamino meistert die Aufgabe mit Leichtigkeit. Und während man in der Vollmundigkeit seiner Stimme baden möchte, beflügeln die fremdartigen Instrumentierungen im Hintergrund die Fantasie. Ein akustisches Märchen wie aus tausendundeiner Nacht.

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