Wahnsinn! Mit der Doppel-LP „The Road: Part II / Lost Highway” besiegeln UNKLE ihre Unsterblichkeit.
Im Zustand größter Wach- und Ausgeglichenheit ist unser Gehirn in der Lage, sogenannte Flow-Erlebnisse zu generieren. Darunter versteht man Phänomene, bei denen Betroffene sich gänzlich in einer Sache verlieren und alles um sich herum vergessen. Raum und Zeit scheinen plötzlich irrelevant. Es zählt einzig das Gefühl, die Freude, das Verschmolzensein mit dem, was einen beschäftigt. Handelt es sich dabei um künstlerische Momente, rauben die resultierenden Ergebnisse Außenstehenden oft den Atem. Werfen wir nun einen Blick oder ein Ohr auf das, was die britische Band UNKLE in den letzten Jahren produziert hat, liegt der Verdacht nahe, dass Flow-Erlebnisse in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle gespielt haben könnten. Anders lässt sich die zu beobachtende Kreativitätsexplosion nämlich kaum erklären. Auf das großartige „The Road, pt. 1“ (2017) folgt mit „The Road: Part II / Lost Highway“ nicht einfach nur Fortsetzung, sondern ein fulminantes Doppelalbum. 22 Songs, allesamt bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und liebevoll inszeniert, mäandern durch Trip-Hop, Chill-Out und Electronica. Von etlichen prominenten Gastsängern begleitet und beseelt – die Liste würde hier tatsächlich den Rahmen sprengen – haben Mastermind James Lavelle und seine Kollegen ein Werk erschaffen, das für sich genommen selbst in der Lage ist, dem Hörer jene übersinnlichen Erfahrungen zu schenken, von denen anfangs die Rede war. „The Road: Part II / Lost Highway“ ist zweifelsohne ein Album, das in einem Atemzug mit Platten wie Massive Attacks „Mezzanine“ oder Portisheads „Dummy“ genannt werden kann oder sogar muss. Was als Untermalung einer mentalen Fahrt durch Tag und Nacht, entlang einer mal holprigen, mal geraden, mal kurvigen Straße, gedacht war, führt uns nun sanft in Richtung Unendlichkeit. Höchstwertung für dieses Meisterstück!
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