REVIEW: KAZU „Adult Baby“

Schon der Titel ihres Solodebüts gibt zu verstehen, dass KAZU ihre Musik gern aus Widersprüchen gebärt. „Adult Baby“ ist ein bittersüßes, von Verzerrungen beherrschtes Album, das man lieben oder hassen kann.

Ihre ersten professionellen Gehversuche als Sängerin unternahm die gebürtige Japanerin Kazu Makino als Teil des Trios Blonde Redhead. Zusammen mit den Brüdern Simone und Amedeo Pace entwickelte sie dabei Songs, deren Eigentümlichkeit polararisiert. Es ist schwer, keine Meinung zu dem zu haben, was seit 1993 die Diskografie der New Yorker füllt. Zumal es kaum Vergleiche gibt, die treffend beschreiben könnten, wo sich Blonde Redhead stilistisch verorten lassen. Genauso verhält es sich auch mit KAZUs erster Soloplatte „Adult Baby“. Sie ist zu scharfkantig, um sich Dream-Pop oder Trip-Hop zuordnen zu lassen. Zu leise, um sich gegen die Wucht von Alternative und Rock behaupten zu können, und zu organisch, um nicht vom synthetischen Charakter elektronischer Klänge abgestoßen zu werden, sobald man sie zu sehr in deren Ecke drängt. Unverwechselbar, wenngleich nicht weit von dem entfernt, was auch die Faszination Blonde Redheads ausmacht, erkämpft sich „Adult Baby“ sich seinen Ruf als ernstzunehmendes, Weg weisendes Avant-Garde-Werk durch die gelungene Verschmelzung disharmonischer Melodien, Rhythmen und Gesänge zu einem großen Ganzen. Einem Ganzen, das von seiner Dialektik lebt. Wie Ying und Yang, die ineinander verschlungen genau das zu Tage fördern, was dem jeweils anderen Teil fehlt, um komplett zu sein. Wer sich wirklich auf „Adult Baby“ und seine groteske Wirkung einlässt, dem kann die LP helfen, versteckte Sehnsüchte, Ängste und Stärken der eigenen Person im akustischen Gegenüber zu erkennen.

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