Die stilistische Weiterentwicklung vom selbstbetitelten Debüt hin zum neuen Album „Cry“ fällt – gelinde gesagt- minimalistisch aus. Trotzdem ist es nicht schwer, sich erneut in den verträumten Synthiepop von Cigarettes After Sex zu verlieben.
Sichere Bank oder Abenteuer? Würde man Greg Gonzalez, Frontmann der gefeierten Newcomer-Sensation Cigarettes After Sex, fragen, würde dieser wohl behaupten, er uns seine Bandkollegen hätten sich für Album Nummer zwei gehörig aus der eigenen Komfortzone bewegt. Immerhin klingt „Cry“, ungeachtet seines Titels, doch wesentlich optimistischer als sein Vorgänger. Nun verhält es sich mit Komfortzonen eben auch sehr unterschiedlich. Während mancher eine 180-Grad-Wende braucht, um aus der Reserve gelockt zu werden, genügen bei feingeistigen Gemütern oft schon feinste Schwingungsveränderungen, um richtungsweisende Erschütterungen auszulösen. Die Mitglieder von Cigarettes After Sex gehören sicher eher zu denjenigen, die ein anrollendes Erdbeben bereits spüren, noch bevor ein Seismograf auch nur den Hau eines Ausschlags verzeichnen konnte. „Cry“ lädt zum Gedankenschwelgen ein. Zum Wohlfühlen und Sinnen über Gott und die Welt. Entstanden auf der Deutschen liebsten Ferieninsel Mallorca hat das Album deren fragile Seite, fern von Ballermann und Schinkenstraße, absorbiert, und stellt sie den Hörern nun in gewohnt zugänglicher Manier zur Verfügung. Wer da nicht ins Schwärmen gerät, der hat entweder mit Romantik nichts am Hut, oder er verlangt es Musikern eben ab, sich in gewisser Weise Album um Album neu zu erfinden, beziehungsweise neu zu positionieren. Letzteres haben Cigarettes After Sex mit „Cry“ definitiv nicht getan. Das muss der Freude an dieser Platte aber keinen Abbruch tun, beschwört sie doch laue Sommernächte, an denen man den Strand entlang spaziert, vorm inneren Auge herauf.
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