Wenn der Frühling den aufziehenden Herbst beherrscht: GRETAs „Ardent Spring“ bringt kurzerhand die Jahreszeiten aus dem Takt.
Im besten Fall wachsen Musiker an der Auseinandersetzung mit ihren Songs. So wie die aus Husum stammende und mittlerweile in Kopenhagen ansässige GRETA. „Ardent Spring“, ihr aus zwei EPs („Ardent Spring part I“ und „Ardent Spring part II“) zusammengeführtes Debütalbum, dokumentiert den umfangreichen Reifungsprozess der jungen Frau. Ein Prozess, der sich mal als geradlinig und erkenntnisreich, mal als verworren und zum daran verzweifeln präsentierte. Doch was wäre ein Leben, das keinerlei Auf und Abs für einen bereithielte? Zumindest dröge und wenig aufregend. Wie Blumen, die in Richtung der Sonne sprießen, sehnt es auch die Stücke auf „Ardent Spring“ danach, wahrgenommen und wertgeschätzt zu werden. Denn sie sind komplex und mit viel Liebe angereichert. Ihre „Aufzucht“ kostete GRETA schließlich einiges an Energie. Wenngleich diese zu jeder Zeit gut investiert war. Mit ihrer modernen Interpretation eines in den Achtzigern verwurzelten Electropops weiß GRETA nämlich den Nerv der Zeit zu treffen und sich trotzdem von anderen Künstlern und Künstlerinnen abzusetzen. Gekonnt hält sie die Balance zwischen Experimentierfreude und Besinnung auf Altbewährtes. Zwar mögen einige der Stücke auf den ersten Blick schon vor dreißig bis vierzig Jahren geschrieben worden sein können, doch sind da eben immer wieder diese kleinen Wendungen, die Songs wie „Wilderness“ oder „Hydrogen“ etwas Avantgardistisches verleihen. Bei der Wahl ihrer Kollaborationspartner verließ sich GRETA derweil stets auf ihre Intuition. Und so fand sie in Kari Jahnsen alias Farao eine stilistisch Gleichgesinnte und im Liedermacher Teitur einen wertvollen Mentor. Beide bestärkten GRETA in ihren Visionen und verhalfen ihr zu jener Stärke, die „Ardent Spring“ nun in jeder Faser durchdringt.
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