Der Trilogie Ende: Mit „Tomorrows III“ schließen Son Lux ihr bisher ambitioniertestes Projekt ab und hinterlassen eine Schneise der auditiven Verwüstung, die mit vielen geltenden Ästhetikauffassungen bricht.
Son Lux gehören zweifelsohne zu den Musikern, auf die das Wort Künstler ganz besonders zutrifft. Ihre Songs sind nicht einfach nur Songs. Sie sind durchdachte, wenngleich nicht minder intuitive Soundexperimente. Komplexe Stücke, die mehr wollen, als schlicht gehört zu werden. Man soll sich als Hörer mit ihnen auseinandersetzten. Sich an ihnen stoßen, sie hinterfragen und schlussendlich die Teile umarmen, die einen in der Tiefe bewegt haben. Wäre „Tomorrows III“ ein Gemälde fände es vermutlich in einem Museum wie der Londoner Tate Gallery oder dem MoMA Platz. Postmodern, avantgardistisch und abstrakt in seinen Strukturen. Ein potenzieller Wegweiser. Eine Quelle der Inspiration für den Mainstream. Ryan Lott, Rafiq Bhatia und Ian Chang gehen erneut Risiken ein, statt gefallen zu wollen. Das macht „Tomorrows III“ genau wie seine Vorgänger („Tomorrows I“ (2020), „Tomorrows II“ (2021)) zu einem sperrigen Album. Überfordert zu sein von all den frickeligen Stilelementen oder der Wucht einzelner Synthiepassagen ist im ersten Moment zu erwarten. Schafft man es aber, nachdem einen die Platte förmlich in die Knie gezwungen hat, wieder aufzustehen, wird man mit einer atemberaubenden Weitsicht belohnt. Die New Yorker regen dazu an, die eigene Identität sowie unseren Platz als Mensch auf diesem Planeten aus verschiedensten Blickwinkeln zu untersuchen. Und sie liefern uns für diesen Prozess einen Soundtrack, der dessen Zerrissenheit vertont. Sind wir nur ein Virus, der uns selbst und diese Erde zerstört, oder besitzen wir das Potenzial, eine nachhaltige Zukunft erschaffen zu können?
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