REVIEW: Color Dolor „Blurry Things“

Meisterhaft: Jenseits des Mainstreams zeigen Color Dolor mit „Blurry Things“, dass es sich lohnt, auch fern jedweder Streaming-Algorithmen und Charts auf die Suche nach akustischen Diamanten zu gehen.

Wüssten wir nicht, wie etwas Saures schmeckt, könnten wir das Süße vermutlich umso weniger genießen. Musik mit Ecken und Kanten, das ist, wofür Stina Koistinen und Nicolas „Leissi“ Rehn mit ihrem Projekt Color Dolor stehen. Auf Album Nummer vier, „Blurry Things“, bündeln die beiden Finnen erneut ihre Talente und schenken der Welt eine Platte, die streng genommen auf jede Bestenliste für das Jahr 2021 gehört. Warum? Weil Color Dolor Wagnisse eingehen, weil sie sich trauen, wirklich verletzlich zu sein – sowohl in ihren Texten als auch der instrumentalen Ausgestaltung ihrer Songs. Gefühlvoll entrollt sich eine LP, die mit jedem Track neue Wendungen bereithält. Mal hart, mal zart. Mal gedankenversunken, mal impulsiv. „Blurry Things“ lässt sich keinem klaren Genre zuordnen, da es stattdessen lieber die stilistische Vielfalt als Ganzes zelebriert. Warum sollte sich das Duo auch Grenzen setzen? Schließlich bietet das auditive Universum derart mannigfaltige Einflüsse, dass es schade wäre, nur wenigen ausgewählten zu folgen. Deswegen tänzeln Color Dolor beherzt durch Jazz, Electronica, Trip-Hop, Folk, Soul, Rock und experimentelle Disco-Sounds, während „Blurry Things” vor kreativer Kraft nur so strotzt. Selten hat eine Platte auf Anhieb einen solchen Sog entwickelt und das auch ohne ausgeklügelte Marketingstrategien im Hintergrund.

Hinterlasse einen Kommentar