Anna B Savage schwimmt gegen den Strom. „in|FLUX“ wird dabei zum Wellenbrecher für schlichte Gedanken.
Als Menschen haben wir das natürliche Verlangen, uns die Welt in möglichst einfacher Art und Weise erklären zu wollen. Wir brauchen das, um uns orientieren und unseren im Grunde vertrackten Alltag bewältigen zu können. Nur führt das Simplizieren von Komplexität eben immer auch ein Stück zu reduzierter Offenheit und Schwarz-Weiß-Denken. Anna B Savage ermutigt mit ihren zweiten Album „in|FLUX“ dazu, sich der Ungewissheit all der Grautöne zu stellen, statt sie für mehr Klarheit voneinander trennen zu wollen. Warum wir in unserem Leben die eine oder andere Entscheidung treffen, hat laut der Sängerin nicht immer einen einzigen plausiblen Grund, sondern ist vielmehr ein Abwägen von verschiedensten, manchmal unvereinbaren Bedürfnissen. Besonders in zwischenmenschlichen Beziehungen zieht das dann Entscheidungen nach sich, die objektiv betrachtet zwar wenig Sinn zu machen scheinen, die subjektiv aber einen begründeten Kompromiss darstellen. Auch musikalisch legt sich Anna B Savage auf „in|FLUX“ nicht fest. Obwohl ihr voller, rauer Gesang ein verbindendes Element für die zehn Songs bildet, reichen die Instrumentierungen hingegen von teils beschwingten Alternative-Folk-Melodien bis hin zu düsteren Electronica-Einflüssen. Dualität ist das Stichwort! Stilistisch wie textlich. Wer sich also nicht davor fürchtet, Fragezeichen aushalten zu müssen, wo andere nach Ausrufezeichen suchen, für den ist „in|FLUX“ eine hervorragende Reflexionsfläche. Erschaffen von einer mehr als talentierten Künstlerin.

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