Mit den Gorillaz wird es nicht langweilig! „Cracker Island“ ist modern, ohne generisch zu wirken. Ein Zeichen dafür, dass man nicht Anfang zwanzig sein muss, um den Nerv der Zeit zu treffen.
Erwartungen – Sie zu haben kann Enttäuschungen verursachen, sie zu verspüren hingegen Druck. Wenn es um die Veröffentlichung von großen Acts wie den Gorillaz geht, kommt man um sie aber keinesfalls herum. „Cracker Island“ ist das achte Album aus den Krallen von Damon Albarns Affencrew, die den Begriff der virtuellen Band als erste geprägt und bis heute konsequent umgesetzt hat. In den letzten Jahren gesellten sich zu den Mitgliedern (2D, Murdoc Niccals, Noodle und Russel Hobbs) zudem auch immer wieder unterschiedliche Gastsänger*innen. Von Elton John über Grace Jones bis hin zu Snoop Dogg – wenn der Blur-Frontmann ruft, scheint das Who-Is-Who der Musikbranche alles stehen und liegen zu lassen, um ins Studio zu eilen und sich hinter das Mikro zu stellen. So auch im Fall von „Cracker Island“. Neben Keven Parker (Tame Impala) gehören dieses Mal Thundercat, Adeleye Omotyo, Bootie Brown, Bad Bunny, Beck und die Fleetwood Mac-Ikone Stevie Nicks zu den illustren Feature-Acts. Gemeinsam haben sie und Albarn eine Platte erschaffen, die viele der anfangs erwähnten bösen Erwartungen erfüllen und einige sogar übertreffen dürfte. Denn nachdem „The Fall“, „Humanz“ und „The Now Now“ – die allesamt ein wenig hinter den Vorstellungen vieler Fans zurückblieben, – greifen die Tracks auf „Cracker Island“ den stilistischen Drive des gefeierten Vorgängers „Song Machine: Season One – Strange Timez“ auf und bieten eine Art Zugabe. Albarn hat verstanden, dass der Effekt von gut gelaunter Tanzmusik – das mitreißende, empowernde Gefühl – mithilfe nachdenklicherer, verträumterer Passagen kontrastiert und in seiner Wirkung verstärkt werden kann. Neben diesem Kniff und den Gastbeiträgen ist es aber vor allem das schier unerschöpfliche kreative Talent des 54-jährigen Briten, das auch hier wieder einschlägt wie eine Bombe. Zwar erfindet Damon Albarn die Gorillaz nicht neu, nur braucht er das bei der per se zugrunde liegenden Genre-Diversität des Projekts auch nicht. Zuviel Entfremdung würde schließlich irritieren.

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