slowthai zieht die Notbremse und wirkt mit „UGLY“ einer Entwicklung entgegen, die er für sich selbst als ungesund bewertet hat.
Was ist schön? Was ist hässlich? Am Ende sind es schlicht Worte, die jeder von uns mit seinen ganz eigenen Ideen und Vorstellungen unterfüttert. Tyron Kaymone Frampton alias slowthai nähert sich dem Thema – wie sollte es auch anders sein – auf musikalische Weise und hat sein neues, drittes Album mit dem plakativen Titel „UGLY“ versehen. Das Cover ziert eine Nahaufnahme seines Auges, unter dem die gleichen vier Buchstaben tätowiert sind. slowthai scheut sich nicht davor, zu irritieren, Schönheitsidealen den Mittelfinger zu zeigen und aus gängigen Mustern auszubrechen. Der Brite ist auch stilistisch kaum zu fassen. Klang der Vorgänger „TYRON“ (2021) hier und da verspielt, ist „UGLY“ deutlich fordernder und aggressiver. Erwachsener vielleicht. Die Beats, Melodien, die trap-artigen Rap-Passagen und der Gesang erinnern nicht selten an Kreissägen, die mit Wucht um sich greifen, egal, was sich ihnen auch in den Weg stellen mag. Frampton hat den Lockdown genutzt, um zu reflektieren. Dabei kam er zu der Erkenntnis, dass er sich zunehmend von dem entfremdete, was ihn im Herzen ausmachte. Es keimte eine Befürchtung in ihm auf. Die Befürchtung, langsam, aber sicher zu einer Karikatur seiner selbst zu werden. Also schrieb er „UGLY“, um genau das zu verhindern. Die Tracks sind roh und schroff. Sie zeigen eine tiefe Ehrlichkeit in der Seele eines Menschen, der mehr als das Bild ist, das die Öffentlichkeit von ihm gewonnen zu haben meint. Auf der Suche nach der Essenz dessen, was ihn als lebendiges Wesen – aber auch als Künstler – ausmacht, begleiteten Frampton Erinnerungen an seine Jugend, an seine Leidenschaft für Rockbands wie Nirvana oder Radiohead. Diese Impulse verarbeitete er auf „UGLY“, indem er eine Band um sich scharrte und das Singen stärker als je zuvor in den Mittelpunkt stellte. „UGLY“ mag vielleicht im ersten Moment aufwühlen, gibt man der LP aber ein wenig Zeit und hört den Worten slowthais aufmerksam zu, dann lernt man eine zweite Seite an dem Album kennen – eine sensible, verletzliche. Genauso wie hinter dem Akronym UGLY die Botschaft „U Gotta Love Yourself“ versteckt ist.

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