REVIEW: M83 „Fantasy“

Gedankenflucht voraus: M83s „Fantasy“ steuert beherzt in Richtung wohltuender Zerstreuung für Geist und Seele.

„Ich bin kein großer Fan von der Welt, in der wir leben. Ich finde, alles geht zu schnell und wir verlieren ein wenig die Menschlichkeit. Deshalb versuche ich einen besseren Ort zu finden, sei es in meinen Gedanken oder in meiner Musik“, erklärt Anthony Gonzales im Zuge der Veröffentlichung des neuen M83-Albums „Fantasy“. Verständlich. Ist unser Alltag schließlich von Nachrichten über Zerstörung, Krieg und Hass geprägt. Umso wichtiger ist es, einen Ausgleich finden zu können. Einen Notausgang, ein Hintertürchen, sofern der psychische Stress, den all die Hiobsbotschaften mit sich bringen, einen zu erdrücken droht. Was nicht bedeutet, dass Aktionismus unangebracht wäre. Nur braucht es manchmal eben auch eine kurze Pause, um Kraft tanken und aufatmen zu können. Dazu verhilft „Fantasy“ nur allzu gern. Von jeher begeistern M83s Sounds durch die perfekte Balance aus Tanzbarkeit und sphärischer Opulenz. Auch die 13 Stücke des sage und schreibe siebten Albums scheinen wie von Sternenstaub berieselt. Sobald die ersten Takte des Openers „Water Deep“ erklingen, beginnt der Verstand, bunte Visionen von fernen Galaxien und interstellaren Phänomenen heraufzubeschwören. Gonzales tonale Sprache ist bildreich, cineastisch. Kein Wunder, steuerte er doch bereits mehrfach Titel zu großen Blockbustern bei und schaffte es, den Aufnahmen eine Tiefe zu verleihen, die ohne sein Zutun nicht hätte entstehen können. „Fantasy“ gelingt dies ebenfalls. Die Platte ist angereichert mit Hunderten von Toren zu verschiedensten Paralleluniversen, die sich hinter Synthesizern und Drumm-Maschinen verstecken und sich genau dann aufstoßen lassen, wenn man sie am meisten braucht. In Tradition französischer Electro-Pioniere wie Daft Punk oder AIR richtet auch M83 den Blick in Richtung Unendlichkeit. Von einer ekstatischen Muse geküsst sprengt „Fantasy“ die Grenzen von Raum und Zeit. 


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