Dass Liebespaare gemeinsam Musik machen kommt nicht selten vor. Die Verbindung zueinander scheint eine gute Basis für eine erfolgreiche Karriere darzustellen. Immerhin kennt man sich, die Macken des anderen, kann trotz des Herumtourens und all der Promotion viel Zeit miteinander verbringen, und versteht – im Gegensatz zu vielen Außenstehenden – die Herausforderungen, die das Leben als Künstler mit sich bringt. Wie verhält es sich aber, wenn man als Ex-Partner Studio, Proberaum und Bühne teilt? Vermutlich nicht großartig anders, außer, dass weniger Gefühlsstürme Unruhe in das Geschehen bringen dürften, als es bei hitzköpfigen Turteltäubchen manchmal dann doch der Fall ist. Yael Shoshana Cohen und Gil Landau haben jedenfalls einen Weg gefunden, aus der gemeinsamen Vergangenheit etwas hervorgehen zu lassen, das vielerorts großen Anklang findet: ihr Projekt Lola Marsh. Doch nicht nur das. Die beiden haben durch ihr Auftauchen im Chartgetümmel auch ihr Heimatland Israel in das Bewusstsein vieler Hörer gerückt. Bis dato galt der Staat am westlichen Mittelmeer nämlich eher weniger als vielversprechender Hitlieferant.
Hätte das Wort solide nicht den negativen Touch, den wir Menschen ihm angeheftet haben, dann wäre es vermutlich das treffendste, um das Debütalbum von Lola Marsh, „Remember Roses“, zu beschreiben. Da die Verwendung von solide aber impliziert, der Platte fehle es an Tiefe, sie biete keine wirklich nennenswerten Highlights und insgesamt wenig Reibungsfläche, schieben wir es beiseite und beschießen euch stattdessen mit einer Batterie aus blumigen Adjektiven, die den Charakter von „Remember Roses“ besser zu fassen versuchen: vollmundig, nostalgisch, sonnig, leicht, weitschweifend, verführerisch, bittersüß, mitreißend. Auf ihrem Erstlingswerk machen Cohen und Landau so ziemlich alles richtig. Zum einen integrieren sie ihre Erfolgs-EP „You’re Mine“ (2016), bis auf einen einzigen Titel, gänzlich in den Longplayer, was Halt bietet, zum anderen statten sie das Album aber auch mit vielen weiteren Stücken aus, von denen jedes einzelne das Zeug zum Sommerhit hätte. Pop meets Folk. In einer Soundästhetik, in der sich Lana del Rey ebenso wohlfühlen würde, wie Nancy Sinatra, schwelgt „Remember Roses“ dahin. Stets geführt von dem Gesang Cohens, der dieses gewisse Etwas an sich hat, das einen vom Fleck weg begeistert. Lola Marsh gelingt es mit Leichtigkeit, Melodien und Instrumentierungen zu finden, die eingängig sind, ohne abgedroschen zu wirken. Das mag ihnen vermutlich auch die Tür zum Mainstream aufstoßen, doch sind wir uns sicher, dass der Spalt breit genug ist, damit auch viele Independentfans folgen können. Von uns erhält „Remember Roses“ jedenfalls das Prädikat besonders wertvoll.
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