Lieblingstiere. Wir alle haben sie. Geschöpfe, die uns mehr beeindrucken, als andere. Aufgrund ihres Aussehens, ihrer Verhaltensweisen oder der Attribute, die ihnen zugeschrieben werden. Das Lieblingstier unserer Redaktion ist zweifelsohne der Grizzly Bear. Aber nicht der, der heimlich durch die Wälder streift und dabei ahnungslose Wanderer zu Tode erschreckt, sondern vielmehr der, der das Licht der Öffentlichkeit sucht und sich auf den Bühnen der Welt zuhause fühlt. Ed Droste, Christopher Bear, Chris Taylor und Daniel Rossen zählen zu den wichtigsten Wegbereitern des amerikanischen Indie-Rocks und haben mit ihren Veröffentlichungen einen Sound geprägt, der ebenso eigensinnig wie einzigartig klingt. Als Grizzly Bear erlangten die vier New Yorker Weltruhm, heimsten allerhand Preise ein und blieben doch stets liebenswerte Sonderlinge innerhalb der Branche. Nachdem sie mit ihrem letzten Album „Shields“ (2012) einen weiteren Meilenstein innerhalb ihrer Karriere gelegt hatten, gelangten Droste und Co. an einen kreativen Tiefpunkt, den sie nur dadurch überwinden konnten, dass sie sowohl räumlich als auch künstlerisch auf Abstand zueinander gingen. Am Ende war es eine virtuelle Dropbox, mithilfe derer sie nach Monaten der Funkstille wieder zueinanderfanden – und zwar, indem sie jenes Medium nutzten, um Melodien und Songentwürfe auszutauschen.
„Painted Ruins“ ist Grizzly Bears fünftes Studioalbum. Eine Platte, die sich wie Phönix aus der Asche erhebt und hoch in die Lüfte emporsteigt. Unerschrocken und furchtlos. Experimentierfreudig wie eh und je sagt sich die Band von sämtlichen Zwängen los und erforscht die Impulse, die der Moment ihr bietet. Von Pop bis Rock, von Psychedelica bis Folk reiht sich ein Genre an das nächste, um „Painted Ruins“ Farbe zu verleihen. Kein Wunder also, dass die LP derart bunt daherkommt. Die elf Songs deuten in verschiedenste Richtungen und werden einzig durch ihre optimistische Grundstimmung zusammengehalten. Das mag hier und da dazu führen, dass man sich aufgrund des akustischen Überangebots etwas verloren fühlt, doch wenn man dem Album genügend Zeit lässt, tut sich irgendwann die Tür zu einer frohlockenden Parallelwelt auf. Einer Welt voller Geheimnisse, die es zu erkunden gilt. Wer seine Hörgewohnheiten gern herausfordert und statt einer kurzfristigen Bedürfnisbefriedigung ein leidenschaftlicheres Bündnis im Kopf hat, der ist mit „Painted Ruins“ bestens beraten. Wir jedenfalls sind hin und weg von der Vielfalt und dem Charme dieses Ausnahmewerks.
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