REVIEW: The Chemical Brothers „No Geography“

Sie haben es nicht verlernt! Auch nach über zwei Dekaden im Geschäft wissen The Chemical Brothers noch, wie man den Leuten ordentlich Feuer unterm Hintern macht. „No Geography“ reißt ein Loch in die Zeit und hilft einem aufstrebenden Popsternchen, sein Potenzial zu entfalten.

Neben The Prodigy oder Fat Boy Slim zählen The Chemical Brothers zu den wichtigsten Vertretern der Big Beat-Bewegung, die in den Neunziger Jahren des letzten Jahrtausends ihren Anfang nahm. Stilistisch werden bei diesem Genre Spuren aus Funk-Songs gesampelt, geloopt und zu sogenannten Breakbeats verarbeitet, wodurch außergewöhnlich dynamische Kompositionen entstehen. Eine perfekte Grundlage für Clubabende, an denen man sich die Füße wund tanzen möchte. „No Geography“, das neunte Studioalbum der Chemical Brothers, greift nun den Ursprungsgedanken des Big Beat neu auf und versucht, den Hörern ein Stück akustische Geschichte näherzubringen. Um nicht wie eine Persiflage, sondern möglichst authentisch zu klingen, versuchten Tom Rowlands und Ed Simons während der Entstehung von „No Geography“ jenen Zustand zu rekonstruieren, der zu Beginn ihrer Karriere ihre Arbeitsweise limitiert hatte. Statt also die Vorzüge eines großen Studios und neuster Technik zu nutzen, kramten sie ihr altes Equipment hervor und bauten um dieses herum einen kleinen, eigenständigen Raum. Nicht größer als die paar Quadratmeter, die ihnen bei der Produktion ihrer ersten Werke, „Exit Planet Dust“ (1995) oder „Dig Your Own Hole“ (1997), zur Verfügung gestanden hatten. Zwar sind The Chemical Brothers mit diesem Ansatz nicht allein, scheint die Sehnsucht nach Authentizität und Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln gerade immerhin wie ein Lauffeuer unter erfolgreichen Bands zu grassieren, nur freuen sich vor allem Hardcore-Fans über diese Entwicklung.
Neben der Tatsache, dass tatsächlich eine LP entstanden ist, die so oder so ähnlich auch vor zwanzig Jahren hätte veröffentlicht worden sein können, verwundert aber etwas anderes an „No Geography“ viel mehr. Nämlich die Wahl einer prominenten Gastsängerin. Wohl kaum jemand erwartete, dass ausgerechnet die mit den Wölfen rennende Aurora einigen der Stücke ihre Stimme leihen würde. Doch das tat sie, obwohl sie selbst erst genauso alt ist, wie das Debüt der Chemical Brothers. An der Seite der beiden Electronica-Legenden Simons und Rowlands klingt die Norwegerin deutlich kantiger und exzentrischer, als auf ihren eigenen Platten. Das muss man gehört haben!

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