Als Künstler Klarsicht zu behalten und neben aller Emotionalität, die an das Schreiben und Aufnehmen von Songs und Texten gebunden ist, auch noch über die ihnen zugrunde liegenden Ideen und Intensionen berichten zu können, das versteht sich nicht von selbst. Was in diesem Zusammenhang jedoch zu helfen scheint, ist ein reflektierter Geist. Bei der Vergabe von eben diesem ist der Autor, Journalist und Musiker Florian Tobias Kreier keinesfalls zu kurz gekommen. Da sind wir uns sicher. Am 10. Mai wird Kreier unter seinem Moniker Angela Aux das Album „In Love With The Demons“ veröffentlichen. Vorab hat er uns dazu ein paar Fragen beantwortet.
In welchen akustischen Welten bist du zuhause?
„In fast allen beziehungsweise in fast keinen nicht. Die Spuren der Zukunft schmecken nach einer Mischung aus Dub und Grunge.“
Nach all den Releases, die du bereits auf den Weg gebracht hast, würden wir dich als alten Hasen im Musikgeschäft bezeichnen wollen. Wie nimmst du die Branche als solcher wahr?
„Schwer zu sagen. Ich bekomme nicht so viel von ihr mit. Sie ist eher ein Phantom, aber ein mächtiges. Alles, was von Menschen gemacht wird, ist größtenteils eher verwunderlich. Im besten Fall ist es unterhaltsam. Interessanterweise schafft es dieses System beharrlich nicht, das eigentlich Spannende zu zerstören, nämlich die Musik.“
Würdest du deinem jüngeren Ich mit der Erfahrung der Jahre noch einmal zu einer Karriere als Songwriter raten? Welche Tipps würdest du ihm mit auf dem Weg geben?
„Ich hätte früher mit Kung-Fu beginnen sollen. Generell halte ich nicht so viel von dieser Denkweise. Ich bin ganz zufrieden und froh, dass ich keine kaputten Management- oder Verlagsverträge an der Backe habe. Vielleicht hätte ich mich auch früher ausschließlich auf die Musik als solche konzentrieren sollen. Aber wer weiß, vielleicht hätte mich das auch zerstört. Ich mache Musik und Kunst nur mit Menschen, die ich sehr gern habe. Also ist alles prächtig.“
Warum zählt deine neue Platte zu denen, die man 2019 unbedingt gehört haben sollte?
„Ich denke, wenn man was für Tiefe und Melancholie übrig hat, fügt sich die Platte gut ins Leben ein. Wie und wo auch immer sich dieses Leben abspielt. Sie enthält viele kleine magische Perlen und Tricks, vielleicht sogar Geheimgänge. Sie spielt sich auf einer anderen Ebene ab, außerhalb der Zeit.“
Hast du einen Song, dem du dich auf „In Love With The Demons“ besonders verbunden fühlst?
„Wenn man so eine Platte über Monate hinweg schreibt, einspielt und ausproduziert, dann gibt es ja keine Millisekunde, mit der man sich nicht besonders verbunden fühlt. Bei dem Song ‚The Reason Is You‘ bekomm ich oft immer noch Gänsehaut.“
Ein bisschen Dylan, hier und da vielleicht auch ein Hauch von den Beatles. Lassen sich Einflüsse deiner akustischen Helden auf „In Love With The Demons“ finden? Wenn ja, wo?
„Man kann ja nur finden, was man schon kennt. Da werden für alle Menschen andere Referenzen zum Vorschein kommen. Beck, Leonard Cohen, Pavement und auch jüngere Vertreter wie Andy Shauf, Father John Misty und Damien Jurado muss man auch nicht mit der Lupe suchen.“
Von wem stammt das wunderbare Albumcover und inwiefern passt es zur LP und deren Aussagen?
„Vom US-Künstler Charlie Immer. Die Platte beschäftigt sich mit den inneren Dämonen. Das ist bei mir oft heftig und irgendwie auch schrecklich anstrengend. Aber es spielt sich in fantastischen Räumen ab und ist deshalb durchzogen von einer psychedelischen Flauschigkeit und Anti-Logik, die viele Schätze freilegt. Diese Mischung lässt sich auch in dem Artwork finden. Eine heftige Spirale aus Gegensätzen, die sich kaleidoskopisch ins Unendliche biegt.“
Wie sieht für dich ein echter Wohlfühltag aus?
„Ich trage nicht viel mehr als eine Badehose und bin die meiste Zeit mit Leuten, die ich mag, in Bewegung und am Lachen. Wie und wo auch immer.“
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