Progressives Hip-Hop-Album oder sphärisches Dream-Pop-Werk? Arca zelebriert auf „KiCk i“ das Dazwischen.
In unserer binär gepolten Welt ist das starre Entweder-oder-Prinzip leider immer noch nicht wegzudenken. Männlich oder weiblich? Reich oder arm? Schwarz oder weiß? Menschlich oder außerirdisch? Die venezolanische Produzentin und Musikerin Arca verwehrt sich diesem Kategorisierungswahn. Sowohl, was ihre Person betrifft, als auch ihre Kunst. In den letzten Jahren stürmte die trans Frau aus dem queeren Underground direkt an die Spitze der Musikbranche und sorgte durch Zusammenarbeiten mit Künstler*innen wie Kayne West, Frank Ocean, FKA twigs oder Björk für Aufregung. Was zuletzt genannte isländische Ikone betrifft, war Arca beispielsweise für die Produktion des gefeierten Albums „Utopia“ verantwortlich. Björk revanchiert sich nun, indem sie neben Rosalía, Shygirl und Sophie als eine von vier Gastsängerinnen auf Arcas neuer LP „KiCk i“ zu hören ist. Genauer gesagt im Song „Afterwards“. Einer verstrickten Ballade, die einem dank ihrer Vielschichtigkeit den Atem zu rauben weiß. Und damit befindet sich der Track in guter Gesellschaft. „KiCk i“ trieft nämlich nur so vor kreativer Finesse. Wie ein riesiges schwarzes Loch saugt die Platte unterschiedlichste Genres – von Opernreferenzen über Trip-Hop-Elemente bis hin zu Flamenco-Rhythmen und technoiden Einflüsse – in sich auf und vermischt sie zu einem nervenzerreißenden Ganzen. Selbstbewusst erklärt Arca so die Konzeptlosigkeit zum Konzept und knüpft einen akustischen roten Faden, der sich immer wieder zu verheddern und verknoten weiß. Grandios! Mit Worten kaum treffend zu beschrieben. Dieses Album muss man gehört haben! Beziehungsweise es wie eine Naturgewalt auf sich einprasseln lassen. Sorgt es doch für Gefühle jedweder Couleur. Sei es Begeisterung, Liebe, Überforderung, ja, vielleicht sogar Angst – „KiCk i“ wühlt unser emotionales Erleben gehörig auf.
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