Die Schusterin bleibt bei ihren Leisten: Mit „Such Pretty Forks In The Road“ geht Alanis Morissette auf Nummer sicher und macht Musik, die so oder so ähnlich auch auf früheren Alben der Songwriterin hätte zu finden sein können.
Als emanzipierte, selbstbewusste Künstlerin eroberte Alanis Morissette Anfang der Neunziger ihre Nische im stark von Männern dominierten Popbusiness. Und hielt sich dort. Bis heute. Dank ihres unverwechselbaren Timbres, ihren tiefgründigen Texten und dem Willen, stets nach vorne blicken zu wollen. Stillstand findet man nämlich weder in Morissettes bewegter Karriere, die unter anderem Ausflüge in die Film- und Serienwelt Hollywoods aufweist, noch innerhalb ihrer umfangreichen Diskografie. Während ihr Durchbruchserfolg „Jagged Little Pill“ dieses Jahr seinen 25. Geburtstag feiert, meldet sich die Kanadierin gleichzeitig mit ihrem neunten Studioalbum „Such Pretty Forks In The Road“ zurück. Daran gearbeitet hat sie seit 2017. Produktiv wie eh und je schrieb Morisette haufenweise Songs und entschied schließlich, „Such Pretty Forks In The Road“ mit elf Stücken auf den Markt bringen zu wollen. Einige der Tracks, darunter „Diagnosis“, „Reckoning“ oder „Ablaze“, hatte die 46-Jährige ihrem Publikum zuvor schon im Rahmen verschiedenster Liveauftritte präsentiert. Für besonders viel Begeisterung sorgte aber die Vorabsingle „Reasons I Drink“ – wenngleich nicht bei allen Fans. Mehr denn je spielt Morissette darin mit ihrem Markenzeichen, ihrer Stimme. Verzerrt sie und hüllt sie in einen ungewohnt funkigen Klangteppich. Wer nun aber befürchtet, der berühmt berüchtigte Madonna-Effekt könnte zugeschlagen haben, den wird der Rest der Platte beruhigen. Denn auch ohne Vocoder und Co. klingt Morissettes Gesang noch immer kräftig wie am ersten Tag. Stilistisch lassen sich ebenfalls keinerlei Entrückungen hin zu einer nicht altern wollenden Discoqueen verzeichnen. Wobei darin streng genommen der Schwachpunkt von „Such Pretty Forks In The Road“ liegt. Wirklich innovativ ist die Platte jedenfalls nicht. Teilweise klingt sie sogar ein wenig eingestaubt. Beim düster-melancholischen Opener „Smiling“ mag das noch ein charmantes Gefühl von Vertrautheit wecken. Wenn dann aber das finale „Pedestal“ verklungen ist, stellt sich eben doch die Frage, wie nachhaltig diese LP eigentlich ist.
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