TÜRCHEN #01: Charlotte Brandi „An das Angstland“

Sie hat ihren Platz gefunden: „An das Angstland“ dokumentiert den Aufstieg Charlotte Brandis zu einer der interessantesten deutschsprachigen Liedermacherinnen unserer Gegenwart.

Es scheint verdammt lang her zu sein, dass Charlotte Brandi zusammen mit ihrem Kollegen Matze Pröllochs als Me and My Drummer die Indieszene hierzulande eroberte. Dabei sind noch keine neun Jahre vergangen, seit „You’re A Runner“ – die Durchbruchssingle der beiden – erschien. Der Grund, weshalb das aber trotzdem nach einer weit entfernten Vergangenheit klingt, ist allem voran in der anschließenden musikalischen Entwicklung Brandis begründet. Singles wie „WIND“, „FRIST“, „WUT“ oder „FRIEDEN“, allesamt auf der neuen EP „An das Angstland“ zu finden, haben kaum noch etwas mit der charmanten Naivität zu tun, die ihrer Zeit die Songs von Me and My Drummer durchzog. Brandi wirkt erfahren, weise und derart in ihrer Identität als deutschsprachige Songwriterin gefestigt, dass man kaum glauben kann, dass es sich bei „An das Angstland“ um die erste Veröffentlichung Brandis in ihrer Muttersprache handelt. Zu verdanken haben wir die EP – wie sollte es auch anders sein – jenem Virus, das unsere Welt noch immer fest im Griff hält. Während Charlotte Brandi nun also Anfang des Jahres wie viele von uns dazu verdammt war, die heimischen vier Wände möglichst wenig zu verlassen, nutzte sie die politisch verordnete Zwangspause, um sich durch ein paar alte Gedichte zu wälzen. Texte, die sie im Laufe ihres Lebens geschrieben hatte und von denen einige den Eindruck machten, als dass sie gern vertont werden wollten. Und so nahm sich die gebürtige Dortmunderin genau diesen an und stellte ihnen eine Soundkulisse zur Seite, die an den Schlager der Sechziger und Siebziger erinnert – als Schlager noch ein intelligentes Genre war, das etwas zu sagen hatte. Mit dem, was wir heute darunter verstehen, jenen schnellproduzierten Karaoke-Vorlagen für saufwütige Skifahrer oder Karnevalisten, hat das allerdings rein gar nichts zu tun. Die Stücke auf „An das Angstland“ begeistern stattdessen durch ihre beschwingten Melodien, einen wunderbaren Gastauftritt von Tocotronic-Frontmann Dirk von Lowtzow und raffinierte, bildgewaltige Texte. Chapeau, Frau Brandi! Da ist selbst unsere Redaktion, die sonst mit deutscher Musik eher wenig anfangen kann, restlos begeistert!

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