REVIEW: Efterklang „Windflowers“

Für chronisch Mutlose, die ihre Zuversicht wiederzufinden versuchen: Efterklangs „Windflowers“.

Wenn man es radikal betrachtet, könnte man sagen, dass die Tendenz der Menschen, Individualismus und Selbstverwirklichung in den Mittelpunkt ihres Lebens zu rücken, dafür verantwortlich ist, dass wir die Wichtigkeit des Miteinanders zunehmend aus den Augen verlieren. Statt gemeinsam an einem Strang zu ziehen, aufeinander aufzupassen und Hilfe anzubieten, wo Not herrscht, scheinen viele derart vom Narzissmus getrieben, dass sie allesamt zu stolpern beginnen. Eine Hetzjagd, die niemand gewinnen kann. Es braucht dringend Zeichen der Veränderung. Temporäre Blütenteppiche am Boden dänischer Wälder kündigen jedes Jahr aufs Neue den Frühling an. Sie sind flüchtig und vergänglich. Was aber bleibt, ist ihre Botschaft. Nämlich, dass hellere Tage auf die Erde zukommen. Efterklang huldigen mit dem Titel ihres sechsten Studioalbums besagten „Windflowers“. Und genau wie diese sind auch die neun Songs der Platte hoffnungsschwanger. Nach dem zuletzt erschienenen, recht melancholischen „Altid Samen“ (2019) eine erfrischende Entwicklung. Mads Brauer, Rasmus Stolberg und Casper Clausen blicken wieder optimistischer in Richtung Zukunft und wagen dabei kleine akustische Abenteuer. Diese sind zwar weniger pathosaufgeladen als zu Beginn ihrer Karriere, wirken stattdessen aber verwurzelt in einer gewachsenen Bandidentität. Ein Upbeat hier, ein schwelender Synthesizer da, sich in der Ewigkeit verlierende Harmoniegesänge – das Trio befreit sich von allzu starren Fesseln und reicht sich respektvoll die Hände. Während der Arbeiten an „Windflowers“ versuchten die drei Kopenhagener konsequent, das was sie eint, in den Fokus zu stellen, und das, was sie trennt, kommentarlos vorüberziehen zu lassen. Da erstaunt es auch nicht, dass die LP vor Eintracht und Frieden nur so zu strahlen beginnt. 

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