Wo Musik zum Statement wird: Planningtorock ruft auf „Gay Dreams Do Come True” zu mehr Friedlichkeit und Verständnis auf.
Wenn man in einer Metropole wie Berlin wohnt, ist es manchmal kaum zu glauben, dass es noch immer zahlreiche Orte auf dieser Erde gibt, in denen eine Gleichstellung von queeren und nicht-queeren Menschen reines Wunschdenken bleibt. Dabei reicht es schon, vor die eigene Haustür zu treten und ein paar Kilometer in Richtung Osten zu fahren, um zu erleben, dass LGBTIQs – also Lesben, Schwule, Intergeschlechtliche, trans und andere queere Personen – wie Aussätzige behandelt werden. Zudem gibt es weiterhin viel zu viele Länder, in denen die reine Tatsache, von der Norm abzuweichen, mit Todesurteilen oder anderen massiven Strafen geahndet wird. Gemeinsam mit dey* Partnerin hat Jam Rahuoja Rostron alias Planningtorock Estland zu deren Zuhause auserkoren. Und das, obwohl die Ehe der beiden dort offiziell nicht anerkannt wird. Dennoch kein Grund für Rostron, nicht trotzdem in die Höhle des Löwen einzumarschieren und dort lauthals zu verkünden: „Gay Dreams Do Come True“ (zu deutsch: Schwule Träume werden sehr wohl wahr). Denn dey ist mehr als ein*e Musiker*in, Planningtorock ist eine Galionsfigur für Akzeptanz und Toleranz. Das macht Rostron auch auf deren neuer EP klar. Kompromisslos übertönt dey Argumente von Kritikern, die meinen, es seien schon genug Eingeständnisse gegenüber LGBTIQ-Angehörigen gemacht worden, mit Tracks wie „Girl You Got My Heart“ oder „Her Heart Is My Home Now“. Es wird so lange kein „genug“ geben, bis alle Menschen gleich behandelt werden! Und wen diese humane Grundeinstellung stört, der muss eben weghören, wenn Planningtorocks Discopop-Nummern aus den Anlagen wummern, derweil ihre Texte von queerer Liebe künden. Würde man, hätten andere Künstler*innen sie veröffentlicht, die drei Tracks der EP fast schon als ein wenig zu dick aufgetragen bezeichnen, was ihre auditive Ausstaffierung betrifft, rechtfertigt der Kontext, in denen sie entstanden, jedwede Mittel. Knalliger geht immer!
*dey/denen/deren: Pronomen für nichtbinäre Menschen, die weder mit er noch sie bezeichnet werden möchten
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