Auf der Höhe des Erfolgs veröffentlichen alt-J ein Album, das durchaus kontrovers aufgenommen werden könnte: „The Dream“.
Was ist mit dem Begriff Signature-Sound gemeint? Ein Sound, der wie der Fingerabdruck eines Menschen untrennbar mit einer Band oder einem Künstler assoziiert ist. Ihn zu entwickeln und damit jedwede Grundlage für Referenzen oder Vergleiche zu entziehen, ist eine Aufgabe, die zu meistern ganze Karrieren kostet. Ohne Garantie auf Erfolg. Umso beachtlicher ist es, dass sich die Briten von alt-J schon mit ihrem Debüt „An Awesome Wave“ (2012) einen charakteristischen Stil zulegen konnten, der seitdem ihre Werke durchzieht wie ein roter Faden. Das ist auch auf Album Nummer vier, „The Dream“, der Fall. In typischer alt-J-Manier hat das Trio eine weitere Platte gestrickt, die auf ein Wirrwarr aus Math-Pop, Synthesizer-Spielereien, Hip-Hop-Synkopierungen und folkig anmutenden Gesänge zurückgreift. Vielleicht befremdlich für diejenigen, die noch nie zuvor in die akustische Welt von Sänger und Gitarrist Joe Newman, Keyboarder Gus Unger-Hamilton und Schlagzeuger Thom Green eingetaucht sind. Alle anderen dürften sich hingegen an frühere Hits der aus Leeds stammenden Männer-Kombo erinnert fühlen.
Thematisch begibt sich „The Dream“ auf eine düstere Reise in die Vergangenheit und beschwört sogar Huldigungen an den New Wave der 80er („The Actor“) herauf. Als Konzeptalbum erzählt die LP von alten Kriminalfällen und dem verstaubten Glanz großer US-amerikanischer Metropolen. Noch experimentierfreudiger und kompromissloser als je zuvor präsentieren alt-J zwölf Songs, die sich keineswegs sofort erschließen oder als besonders zugänglich erweisen. „The Dream“ ist wie ein Gestrüpp aus Rosen. Anziehend aber auch gefährlich, wenn man versucht, sich einen Weg hindurch zu bahnen. Gleichzeitig lohnt es sich aber, genau das zu probieren. Beschenkt wird man nämlich mit einer Platte, die sich durch ihren hohen künstlerischen Mehrwert auszeichnet.
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