REVIEW: Moderat „MORE D4TA“

Mit Herz, Verstand und Seele: „MORE D4TA“ übertrifft all die hohen Erwartungen, die man an ein Moderat-Album stellt.

10 Tracks, 46 Minuten, 33 Sekunden, 494 Wörter, 490,6 MB – das sind die harten Fakten, auf denen Moderats viertes Album fußt. So plakativ diese Zahlen auf den ersten Blick auch erscheinen mögen, so bedeutungsschwanger sind sie doch. Denn „MORE D4TA“ beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Mensch und virtueller Realität. Digitale Helfer sind aus unserem Leben kaum noch wegzudenken. Sie bilden unser Tor zur Welt, ermöglichen uns den Zugang zu Wissen, sorgen für Unterhaltung und unterstützen uns in der Kommunikation mit anderen. Was vor 50 Jahren undenkbar schien, ist heute gelebte Realität. Computer, Smartphones und Co. sind zu ständigen Begleitern unserer Wirklichkeit geworden und überfluten uns – meist ungefragt – mit nicht enden wollenden Datenströmen. Mengen an Informationen, die kaum ein menschlicher Verstand zu verarbeiten in der Lage ist, die aber vor allem darauf abzielen, unser Verhalten vorhersehbar zu machen. Denn wie wir uns im World Wide Web bewegen, welche Dienste wir nutzen, auf welche Seiten wir surfen, all das hilft großen Firmen, zu verstehen, wie jeder einzelne von uns tickt. Festgehalten in leblosen Algorithmen. Moderat greifen jenes Dilemma auf und unterfüttern ihre Überlegungen mit den für sie charakteristischen Electronica-Texturen: Modeselektors pulsierenden Beats und Apparats Sinn für gefühlvolle Harmonien. „MORE D4TA“ atmet die DNA Moderats in vollen Zügen, was schon der Titel, ein Anagramm des Bandnamens, zu unterstreichen versucht. Der Platte gelingt es – genau wie ihren gefeierten Vorgängern „Moderat“ (2009), „II“ (2013) und „III“ (2016) – Spannungen aufzubauen und die Hörer*innen mitzureißen. Wie ein aufregender Ausflug ins Unbekannte, bei dem hinter jeder neuen Biegung eine Überraschung wartet. Da kann der Puls kaum zur Ruhe kommen. Soll er aber auch gar nicht. Denn für einen kritischen, wachen Geist, einen, der Dinge hinterfragt, statt sie aufgrund von Annehmlichkeiten schlicht zu akzeptieren, braucht es einen Motor, der in Bewegung bleibt. Begreifen wir „MORE D4TA“ also nicht einfach nur als weiteres Zeugnis aus der Feder von Deutschlands Techno-Elite, sondern vielmehr als Gedankenanstoß mit Potenzial zum akustischen Manifest.


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