REVIEW: Rampue „Tragweite“

Tonale Zufälle als Ausgangspunkt: Rampue präsentiert mit „Tragweite“ sein bisher improvisiertestes Album.

Einem Modular-Synthesizer ist es zu verdanken, dass der in Berlin lebende Produzent und Electro-Künstler Rampue sich während einem der unzähligen Corona-Lockdowns erneut „festgebissen“ hat. Und zwar an der Idee, mithilfe von künstlich kreierten, arbiträren Sounds eine komplette LP zu erschaffen. Was will man als gefeierter Live-Act aber auch anderes tun, als in den eigenen vier Wänden an Songs herumzutüffteln, wo doch parallel das Nachtleben über Monate hinweg zum Erliegen gebracht wurde? Seine Fans und die, die es noch werden wollen, dürften es dem gebürtigen Chemnitzer jedenfalls danken, denn „Tragweite“ ist zu einem packenden Werk geworden. Beinahe physisch scheint es den Zuhörer oder die Zuhörerin in seinen Bann zu ziehen – wartet es schließlich mit allerhand repetitiven, fast schon meditativen Momenten auf, die sich in das Gehör einbrennen und in der Folge unsere neuronalen Verbindungen rhythmisch zum Funken bringen. Freunden von Jazz und anderen Improvisationsgenres dürften das Gefühl, das Stücke wie „Regengesicht“ oder „Phobia“ wachrufen, vertraut sein. Ergänzt durch Drumpatterns und Basslines entfalten die teils willkürlich entstandenen elektronischen Klänge einen kontemplativen Charakter, der zu Beginn der Platte noch recht zugänglich daherkommt, mit zunehmendem Voranschreiten aber auszufransen scheint. So bietet vor allem die zweite Hälfte von „Tragweite“ vermehrt Irritationen, die den zuvor ausgelösten Trance-Zustand in eine neue Dimension heben und im übertragenen Sinne die Türen zwischen Chillout-Lounge und düster fluoreszierender Club-Tanzfläche aufstoßen.  


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