Mit Liebe zum Konzept: The Blaze scheuen sich nicht, all den schnelllebigen und auf Zielgruppen zugeschnittenen Hitsingle-Produktionen etwas entgegenzusetzen. „Jungle“ setzt auf mehrdimensionale Qualität statt Berechnung.
Machen audio-visuelle Projekte heutzutage noch Sinn? Ein Großteil der Konsumenten vermeidet die Mühe, bewusst auf Websites von Künstler*innen zu surfen oder sich bei YouTube bewegte Bilder zu den Songs anzuschauen, die sie auch bequem per Algorithmus in ihre Streaming-Dienst-Playlisten gespült bekommen können. Clips, die 15 Sekunden dauern, lassen derweil auf den Sozialen Medien die Aufmerksamkeitsspannen der Generationen Y, Z und Alpha verkümmern. Wer will sich da noch auf ein drei- bis vierminütiges Video konzentrieren? Die Industrie jedenfalls hat entschieden, die Budgets für Musikvideos massiv zu kürzen, sie lächerlich gering zu gestalten. Und trotzdem gibt es sie, die Artists, die daran glauben, dass in der Kombination aus Klang und visuell erzählten Geschichten etwas Lohnenswertes, etwas Gewinnbringendes liegt. Zu diesen zählen auch die Cousins Guillaume und Jonathan Alric. Mit ihrem Projekt The Blaze toben sie sich sowohl soundtechnisch als auch mithilfe einer eindrücklichen Bildsprache aus. Ihre Videos illustrieren dabei ihre weitschweifigen, eklektischen House- und Dance-Melodien, die stilistisch irgendwo zwischen Landsmännern wie Daft Punk, M83 und AaRON zu verorten sind. Die Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Jungle“ folgt dem bewährten Ansatz der beiden Franzosen. Wieder sind es clubtaugliche Beats, ätherische Gesänge und durchdachte Filme im Miniformat, die zum Treibenlassen und Nachdenken einladen. Sich überhaupt noch auf Albumlänge zu inszenieren, bedeutet heutzutage ja bereits ein Wagnis. Gleichsam an der Idee festzuhalten, einer LP auf verschiedensten Ebenen Raum zu geben, ihr Potenzial zu entfalten, gleicht hingegen der wahnwitzigen Idee von Traumtänzern. Umso schöner ist es, dass es sie noch gibt, jene unerschrockenen Enthusiasten. The Blaze haben mit „Jungle“ jedenfalls ein ebenso eingängiges wie ambitioniertes Werk erschaffen. Und wenn man die Klickzahlen zum Video für „Dreamer“ – einem der Tracks der Platte – interpretiert, scheinen sie damit goldrichtig zu liegen.

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