Wenn einen die Emotionen förmlich anzuspringen „drohen“: „Labyrinth“ von Heather Woods Broderick ist ein hervorragender Katalysator, um das eigene Gemüt mit unterschiedlichen Affekten zu konfrontieren.
Heather Woods Broderick wuchs in einem Elternhaus auf, in dem Musik zu machen als etwas Wertvolles, als etwas wesentlich zum Leben dazu Gehörendes galt. Schon früh lernte sie, verschiedenste Instrumente zu spielen. Erst Klavier und Querflöte, später kamen dann Cello und Gitarre hinzu. Das prägte die junge Heather und weckte in ihr die Sehnsucht, sich auch professionell vollends der Welt aus Klang und Rhythmus verschreiben zu wollen. Zusammen mit ihrem Bruder Peter, der eine Zeit lang Teil der Liveband von Efterklang war – mit denen auch Heather später noch kollaborieren sollte-, gelang es ihr, sich ein zunehmend sichereres Standing in der Independentbranche zu verschaffen. In der Folge arbeitete sie unter anderem mit Kolleg*innen wie Sharon Van Etten, Lisa Hannigan, Damian Jurado, Nils Frahm oder Laura Gibson zusammen, war parallel aber auch immer als Solokünstlerin aktiv. Und als diese veröffentlicht die 39-Jährige nun „Labyrinth“, ihr fünftes Studioalbum. Hört man die Platte, merkt man sofort, wie das Songwritterinnendasein durch jede einzelne Vene Heathers zu fließen scheint. Kaum vorzustellen, dass Menschen, die von sich behaupten, Musik bedeute ihnen nichts, da nicht final doch noch schwach werden dürften. Denn Heather Woods Broderick gelingt es, mit der Präzision einer Therapeutin direkt am Seelenleben ihrer Hörer*innen anzudocken, selbiges zu bewegen und in seiner Vielschichtigkeit anzusprechen. Von rührseliger Melancholie bis zu Gefühlen der Aufregung und Freude – die Songs auf „Labyrinth“ bedienen sich einer breiten emotionalen Palette, statt sich auf nur eine Facette zu konzentrieren. Dabei sind die Art und Weise, wie Heather Woods Broderick ihren Gesang einsetzt, wie sie sich zwischen reduzierten und opulenteren Instrumentierungen hin und her bewegt und wie sie mit ihren Lyrics Geschichten über die Dialektik der Liebe zu erzählen weiß, die Gründe für die expressive tonale Farbigkeit des Albums. Da konnte es sich auch Efterklangs Frontmann Casper Clausen nicht nehmen lassen, als Duettpartner im Track „Blood Run Through Me“ zu fungieren. Gekonnt bewegt sich „Labyrinth“ zwischen Shoegaze, Folk und Avant-Pop. Ein echter Lichtblick in grauen Zeiten!

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