Weckt Erinnerungen und lädt sie mit neuen Gefühlen auf: Mobys Rework-LP „Resound NYC“.
2021 feierte Moby mit „Reprise“ sein Debüt auf dem Traditionslabel Deutsche Grammophon. Die Plattenfirma, die sonst vor allem für die Veröffentlichung typisch Klassischer Musik bekannt ist, wagt dann und wann gern Experimente. Zu diesen zählt sicher auch das Signing von Richard Melville Hall, wie Moby mit geschichtsträchtigem bürgerlichem Namen heißt. Wobei Melville Hall durchaus zu den Künstler*innen zählt, die irgendwann selbst als Klassiker bezeichnet werden dürften, prägte er schließlich die Rave- und Technoszene der Neunziger und frühen Nullerjahre wie kaum ein anderer. Der 57-Jährige wurde mit Alben wie „Play“ oder „18“ zur Ikone und schrieb ganz nebenbei den Soundtrack einer ganzen Generation. „Reprise“ stellte eine Art Reflexion dieses Status dar, indem sich Moby dafür ein paar seiner größten Hits erneut annahm und sie mithilfe von Kolleg*innen wie Novo Amor, Jim James oder Gregory Porter sowie einem ganzen Orchester in eine rein akustische Welt überführte. „Resound NYC“ denkt diesen Ansatz weiter. Erneut hat Moby ein Bündel spannender Gastsänger*innen eingeladen, ihm beiseitezustehen, um alte Werken aufzupolieren. Im Fokus stehen ausschließlich Stücke aus seiner Zeit in New York. Jener Stadt, in der er geboren wurde, in der er aufwuchs und in der er seinen Durchbruch als Wunderkind der elektronischen Szene feiern durfte. Synthesizer und Co. sind auf „Resound NYC“ jedoch nicht zu hören. Stattdessen gibt es organische Sounds, die – auf Chorgesängen, Gitarren, Drums und anderen Instrumenten gründend – einen eher rockig-bluesigen Ton anschlagen. So hat man Stücke wie „South Side“, „In This World“ oder „Flower (Find My Baby)“ wahrlich noch nicht gehört, wenngleich Moby betont, dass besonders der Rock schon immer Teil seiner kreativen DNA gewesen sei. Durchbrochen von nachdenklicheren Down-Tempo-Momenten hinterlässt die Platte den Beigeschmack eines Konzertmitschnitts – nur ohne Klatschen und Jubeln im Hintergrund. An die Genialität und den Innovationsgeist der Originale reichen die Orchester-Versionen dabei leider nicht heran.

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