REVIEW: Justice „Hyperdrama“

Spannungsgeladen: Justices „Hyperdrama“ hält, was der Titel verspricht, und überzeugt durch seine beeindruckende Dynamik.

Im Kreislauf der Jahreszeiten steht der Frühling für Geburt, Erwachen und Aufblühen. Er strahlt Kraft und Entdeckerfreude aus. Es ist kein Zufall, dass Justice ausgerechnet den Frühling für die Veröffentlichung ihres vierten Studioalbums „Hyperdrama“ gewählt haben. Gaspard Augé und Xavier de Rosnay war es wichtig, mit dieser LP stilistisch neue Wege zu beschreiten – auch wenn sie ihre eigene klangliche Herkunft nie aus den Augen verlieren wollten. Aber wie hätte das auch gehen sollen? Schließlich haben sie mit ihrem Debüt „Cross (†)“ (2007) die Electronica-Szene ordentlich aufgemischt und mit den Nachfolgewerken „Audio, Video, Disco“ (2011) und „Woman“ (2016) sowohl die Charts erobert als auch diverse Preise abgeräumt. „Hyperdrama“ sollte den beiden Franzosen derweil ganz bewusst als Spielwiese dienen, um sich mit verschiedensten, bisher weniger genutzten Einflüssen und Ideen auseinanderzusetzen und diese in ihre Songs einfließen zu lassen. Die Platte bietet zwar immer noch den typischen Justice-Vibe – fesselnd, funky und energetisch – präsentiert sich aber hier und da auch deutlich fordernder und wuchtiger als ihre Vorgänger. Vor allem Tracks wie „Generator“ oder „Incognito“ strapazieren auf angenehme Weise die Nerven und zeigen, welche Gewalt in künstlich erzeugten Sounds stecken kann. Gleichzeitig bietet „Hyperdrama“ aber auch smoothere Parts, vor allem wenn Gäste wie Kevin Parker (Tame Impala), Rimon oder Conan Mockasin als Sänger*innen zu hören sind. Von zart bis hart, von Ambient bis Techno, von bodenständig bis übersinnlich-psychedelisch – Justice durchqueren auf „Hyperdrama“ die weite Welt des Electro und halten dabei jederzeit die Zügel fest in der Hand.


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