REVIEW: My Morning Jacket „The Waterfall“

My Morning JacketManche Bandnamen klingen wohltuend, ohne eine wirkliche Bedeutung zu haben. My Morning Jacket ist ein gutes Beispiel für dieses Phänomen. Sobald man die drei Worte ausspricht, gleiten sie auch schon in perfekter Balance über die Lippen. Doch was ist diese ominöse Morgenjacke? Ein Kleidungsstück, das den müden Körper gegen jenen Schauer schützt, den man erleidet, wenn man morgens aus dem warmen Bett steigt und von einem Hauch Kälte heimgesucht wird? Eine schöne Vorstellung, ohne Frage. Auf musikalischer Ebene steckt hinter My Morning Jacket jedoch allem voran eine 1998 gegründete Band aus Louisville, Kentucky, die mittlerweile sechs Studioalben auf den Markt gebracht hat und mehrfach ausgezeichnet wurde. Mit ihrer eigentümlichen Sicht auf moderne Rockmusik besetzten My Morning Jacket eine akustische Nische, die ihnen bisher noch niemand streitig machen konnte. Ob beispielsweise das wunderbar traurige „Z“ oder das für einen Grammy nominierte „Evil Urges“ – die Platten von My Morning Jacket überraschen stets durch ihre Eigenständigkeit und Innovation.

The WaterfallNach vier Jahren vermeintlicher Pause, in denen Frontmann Jim James mal eben sein glänzendes Solodebüt „Regions Of Light And Sound Of God“ veröffentlichte, kehren My Morning Jacket jetzt mit „The Waterfall“ zurück ins auditive Geschehen. „Für mich trägt jede Platte den Geist des Ortes in sich, an dem wir sie gemacht haben“, erklärt James. Folglich ist das in Kalifornien verortete Stinson Beach spiritueller Partner für „The Waterfall“, denn dort, direkt am Pazifik, traf sich das Quintett 2013, um an neuen Stücken zu arbeiten. Über 30 Skizzen entstanden, während der Ozean stetig in Richtung Strand rauschte. Der Nebel an Songideen legte sich erst, als der Track „Believe (Nobody Knows)“ Gestalt annahm und einen roten Faden für „The Waterfall“ vorgab. Heute strahlt „Believe (Nobody Knows)“ als gleißender Opener an der Spitze des Albums und versammelt neun weitere Titel hinter sich. Versetzt mit psychedelischen Akzenten zeichnen Songs wie „Compound Fracture“, „Spring (Among The Living)“, „Big Decisions“ oder „This Line“ derweil weitschweifige Soundgemälde, wohingegen sich „Like A River“ wie eine zarte Blume am Frühlingsbeginn entfaltet und „Tropics (Erase Traces)“ zaghaft seine Fühler austreckt, um zunehmend an Sicherheit und Opulenz zu gewinnen. „The Waterfall“ erzählt von Scheidewegen, großen Entscheidungen und Momenten, die das Leben nachhaltig beeinflussen. Einmal mehr liefern My Morning Jacket ein reifes, sehr durchdachtes Album ab, das auf ganzer Linie zu überzeugen weiß.

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