In den Neunziger Jahren emanzipierte sich die Frau endgültig im Popgeschäft. Plötzlich beherrschten zahlreiche Songwriterinnen den Markt und konnten mit ihren Veröffentlichungen große internationale Erfolge feiern, und zwar in einem Ausmaß, das es so zuvor noch nicht gegeben hatte. Das öffnete etliche Türen, durch die auch heute noch viele ihrer Kolleginnen schreiten können. Eine Sängerin, die jener femininen Pionier-Riege angehörte, ist Heather Nova. In ihrer über zwanzigjährigen Karriere veröffentlichte die Bermuderin neun Studioalben, zahlreiche Live-CDs und erlebte den Wandel der Musikindustrie am eigenen Leib mit. Wurde sie als Newcomerin noch mit horrenden Vorschüssen und exklusiven Geschenken bedacht, nutzt sie heute Crowdfunding-Kampagnen für die Finanzierung ihrer Platten – uneitel und bodenständig. Heather Nova hätte allen Grund gehabt, sich von der Mentalität des Business mitreißen zu lassen, abzuheben und sich ihrem Publikum gegenüber unnahbar zu zeigen, doch bereits als Kind lernte die mittlerweile 47-Jährige, dass Bescheidenheit eine wahre Tugend darstellt. Während sie mit ihrer Familie die Welt umsegelte und die Mächtigkeit des Ozeans hautnah zu spüren bekam, begriff Heather Nova, wie unbedeutend die eigene Existenz doch im Vergleich zu der Ewigkeit der Natur ist. Fasziniert von der Weite und Gewalt der See, flossen stets maritime Metaphern in ihre Texte und Kompositionen ein. So auch auf „The Way It Feels“.
Heather Novas Stimme ist eine der wenigen, die von einem hohen Wiedererkennungswert geprägt sind. Auch auf „The Way It Feels“ schafft sie es, an die Qualität ihrer Vorgängerwerke anzuschließen und dem Hörer eine bunte Palette eingängiger und gleichsam spezieller Stücke zu offerieren. Der nicht enden wollende Kreativitätsfluss der fragilen Musikerin führte sie 2014 nach South Carolina. Nachdem sie im Auto, auf dem Weg zur Schule ihres Sohnes, wieder und wieder William Fitzsimmons „Gold In The Shadow“ gehört hatte, schaute sie irgendwann auf die Rückseite der CD, um herauszufinden, wer für die Produktion der LP verantwortlich gewesen sei. Sie entdeckte die Namen zweier Herren, die sie kurzerhand anschrieb und darum bat, mit einigen ihrer Tracks bei ihnen vorstellig werden zu dürfen. Kurze Zeit später saß Heather Nova dann bereits bei Josh Kaler und Jay Clifford im Studio – welches derart versteckt war, dass Heather es bei ihrem ersten Besuch kaum zu finden vermochte. Mit viel Fingerspitzengefühl und der richtigen Chemie vermochte es das Trio, insgesamt zwölf Songs in ein wohltuendes, akustisches Licht zu tauchen. Die feingliedrigen Instrumentalisierungen heben dabei die Stärken jedes einzelnen Titels hervor und machen Stücke wie „The Archaeologist“, „Sea Change“, „Girl On The Mountain“ oder „Moon River Days“, das eine kleine Passage des aus „Frühstück bei Tiffany“ bekannten Klassikers „Moon River“ enthält, zu akustischen Meisterwerken. Wenn dann auch noch das herrlich melancholische „On My Radar“, das beschwingte und von einer fantastischen Bridge durchdrungene „The Bed You’ve Made“ oder die aktuelle Single „Sea Glass“ erklingen, wird deutlich, dass es für Heather Nova kein Verfallsdatum zu geben scheint. Im Gegenteil. „The Way It Feels“, das vom Loslassen und Festhalten, vom Älterwerden und der Tatsache, den eigenen Wegen zu folgen, erzählt, wartet mit einer Tiefe auf, die man eben nur von einer wahrhaftigen Künstlerin erwarten kann.
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