REVIEW: Yael Naïm „Older“

Yael Naim by Christine BurkartDas Leben ist ein ewiger Kreislauf. Kaum etwas wird von uns Menschen ehrfürchtiger betrachtet, als unser Dasein auf dieser Erde, das mit der Geburt seinen Anfang nimmt und im Tod sein Ende findet. So verwundert es auch nicht, dass jenes Wunder des Existierens oft auch zur Inspiration für den einen oder anderen Musiker wird. Eine, die sich jedenfalls jüngst jenem verheißungsvollen Zyklus verschrieben hat, ist die französisch-israelische Sängerin und Songwriterin Yael Naïm. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten David Donatien lebt und arbeitet die 37-Jährige in Paris. Bereits zu Zeiten ihres Durchbruchserfolgs „New Soul“ verließ sich Yael Naïm stets auf die Kollaboration mit ihrer großen Liebe und sollte für dieses Vertrauen stets Früchte ernten – ob in Form von Auszeichnungen oder der Wertschätzung zahlreicher Kritiker. Für die Realisierung ihres neusten Werks „Older“ gesellte sich Yael Naïm erneut an die Seite ihres langjährigen Partners, um sich einer akustischen Vielschichtigkeit zu widmen, die zu begeistern weiß und darüber hinaus nahezu perfekt als Analogie für den besagten Kreislauf des Lebens funktioniert.

OlderAlles beginnt mit der Frage danach, wie es sein könnte, Mutter zu werden und einem Kind den Weg in seine eigene Zukunft zu ermöglichen, und zwar in Form des beschwingten, mit Harmoniegesängen versehenen Eröffnungsstück „I Walk Until“ und seinem Nachfolger „Make A Child“. Kurz darauf nähert sich „Dream In My Head“ jener Thematik auf etwas globalerer Ebene. „Coward“ und „Trapped“ ziehen hingegen wie ein düsterer Sturm zweifelnder Gedanken auf, ob jener Lebenseinschnitt tatsächlich eine gute Idee gewesen sei, bis „IMA“, das übersetzt Mutter bedeutet, als feingliedriges Wiegenlied Ruhe ausstrahlt und besänftigt. „She Said“ und das gospelartige „Walk Walk“ zelebrieren im Anschluss die Gelassenheit, die mit dem Älterwerden einhergeht, derweil „Take Me Down“ die Akzeptanz des eigenen Wesens postuliert. Dann wird es still und das titelgebende „Older“ sowie das finale „Meme Iren Song“ läuten zum Abgesang und der Verabschiedung vom Hier und Jetzt ein. Es geht auf die unendliche, letzte Reise.
Zufällig legten Yael Naïm und David Donatien die Reihenfolge der elf Stücke fest – schicksalhaft, denn es hätte keine bessere, als die von ihnen erwählte, geben können. „Older“ ist ein facettenreiches Album, voller Höhen und Tiefen, voller Nähe und Entfernung. Eben ganz so wie das Leben.

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