REVIEW: The Wainwright Sisters „Songs In The Dark“

The Wainwright SistersDie Kelly Family ist wahrlich nicht der einzige Clan, in dem über Generationen hinweg miteinander musiziert wird. Wer auf der Suche nach weniger Kitsch und mehr Wahrhaftigkeit ist, der kommt um die amerikanisch-kanadischen Wainwrights nicht herum. Loudon Wainwright III und seine drei Sprösslinge sind allesamt begnadete Songwriter und konnten sich über Jahre hinweg in der turbulenten Folkbranche behaupten. Rufus, Martha und Lucy profitierten in hohem Maße von der Tatsache, dass ihnen das Talent förmlich in die Wiege gelegt worden war. Und das nicht nur dank ihres Vaters. Auch ihre Mütter – Rufus und Martha sind Kinder der Liedermacherin Kate McGarrigle, die gemeinsam mit ihrer Schwester Anna als Duo fungierte, Lucy hingegen Tochter von Suzzy Roche (The Roches) – waren als Musikerinnen aktiv. Mit der LP „Songs In The Dark“ gedenken nun Martha und Lucy dem akustischen Erbe, das ihre Eltern hinterlassen haben, und erwecken dabei einen Großteil jener Songs zu neuem Leben, die einst ihr Einschlafen begleitet hatten. Sensibel und herzergreifend.

Songs In The DarkDass Martha Wainwright und ihre Mutter eine besondere Beziehung verband, bewies nicht zuletzt das eindrucksvolle Album „Come Home To Mama“ (2012), auf dem die 39-Jährige den Krebstod Kate McGarrigles musikalisch verarbeitete. Unterstützung gab es bei der anschließenden Tour von Bruder Rufus. Schon damals zeigte sich, mit wie viel Feingefühl, die Wainwrights ihre Familiengeschichte zu behandeln wissen. Aber auch Lucy war seit ihrer Geburt von der akustischen Allmächtigkeit ihrer Eltern umgeben und akzeptierte diese als Teil ihrer selbst, anstatt dagegen zu rebellieren.
Obwohl Lucy getrennt von ihren beiden Halbgeschwistern aufwuchs, war es schließlich die Musik und eine ähnliche Vergangenheit, die das Trio erneut zusammenführte. Begeistert von dem Liedgut ihrer Kindertage entschlossen sich Martha und Lucy gemeinsam 16 Wiegenlieder aufzunehmen, die unter anderem aus den Federn Loudon Wainwrights, Kate McGarrigles und Suzzy Roche stammten. Hinzukommen Klassiker wie „El Condor Pasa“, welches vor allem durch die Interpretation von Simon & Garfunkel Bekanntheit erlangte, oder das auf ein altes Traditional gründende „Long Lankin“. „Songs In The Dark“ ist eine wunderschöne, zum stürmischen Herbst passende Platte. Sie schenkt jene Art von Geborgenheit, die man sonst nur in den Armen einer liebevollen Mutter zu finden vermag. Marthas und Lucys Stimmen ergänzen sich hervorragend und tragen einander durch die schlicht belassenen Kompositionen, die allein von ihren starken Melodien und der beseelten Darbietung der Wainwright Sisters leben.

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