The xx gehören zweifelsohne zu jenen Bands, die man getrost als Phänomen bezeichnen darf. Vom unscheinbaren Underground-Hype schafften es die drei Londoner binnen kürzester Zeit zum weltweiten Kassenschlager. Was sie anfassen, wird zu Gold. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Seien es die ersten beiden Alben „xx“ (2009) und „Coexist“ (2012) oder die zahlreichen Sideprojects, die Romy, Oliver und Jamie in den letzten Jahren realisiert haben. Der Erfolg von The xx ist unaufhaltsam – und soll nun mit der Veröffentlichung von „I See You“ fortgesetzt werden.
Nachdem ihre bisherige Diskografie recht homogen und geschlossen wirkte, war neben Kritikern und Fans anscheinend auch der Truppe selbst klar, dass es für Album Nummer drei einen deutlichen Stilwechsel brauchen würde, um nicht in Monotonie oder der gefürchteten Wiederholungsschleife zu enden. Die erste Singleauskopplung „On Hold“, welche Ende 2016 erschien, läutete schließlich den erwarteten stilistischen Bruch ein. The xx hatten ihren kargen Minimalismus mit einem clubtauglichen Indie-Pop-Anstrich à la MS MR übermalt.
Die Schreibwerkzeuge unserer Redaktion lagen bereit, um nach der Veröffentlichung von „I See You“ schnellstmöglich einen all umfassenden Verriss aufsetzen zu können – hatte uns „On Hold“ doch leider ganz und gar nicht begeistert. Zu glatt, zu gewollt, zu kalkuliert kam die Nummer daher. Für uns stand fest, dass „I See You“ eine gehörige Bruchlandung in der Karriere von The xx darstellen dürfte. Fleißig sammelten wir Worthülsen, um den Untergang der ehemaligen Newcomer-Sensation betrauern zu können. Zu Unrecht. Heute, an Tag 1 nach dem Release von „I See You“, müssen wir gehörig zurückrudern, denn die Platte kann wesentlich mehr als erwartet. Das beginnt mit dem erfrischenden Opener „Dangerous“ und zieht sich bis zum psychedelischen Endtrack „Test Me“ durch. Mit wenigen Ausnahmen hat das Dreiergespann Sim-Smith-Croft seine Regler genau an den richtigen Stellen aufgedreht und ein Album erschaffen, das nicht nur einen interessanten, sondern auch einen sehr zeitgenössischen akustischen Fortschritt dokumentiert. Hervor stechen dabei weiterhin Stücke wie „Say Something Loving“, „Lips“, „Replica“ oder „Brave For You“. Allesamt irgendwo zwischen Indie, Avant-Garde und experimentellem Synthie-Pop verortet. „I Dare You“ oder das bereits erwähnte „On Hold“ bleiben hingegen etwas hinter ihren Mitstreitern zurück – obwohl sie die charttauglichsten Stücke auf „I See You“ bilden. Wir ziehen den Hut vor The xx und sagen „Das war ein Satz mit Doppel-X!“ statt „Das war ein Satz mit X, das war wohl nix.“, wie wir es uns eigentlich vorverurteilend zurecht gelegt hatten.
Da bin ich ja beruhigt – mir ging es ganz genau so! „On hold“ fand ich so lahm, dass ich erst gar nicht motiviert war, ins neue Album zu hören. Umso größer dann die Überraschung. Ich habe es noch nicht ganz durch, freue mich jetzt aber schon drauf 🙂
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Und es wird mit jedem Hören tatsächlich noch ein wenig spannender.
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Leider leider gefällt mir das neue Album von The xx nicht so gut wie euch. Es klingt halt einfach gar nicht mehr wie The xx und das finde ich dann doch recht schade 😦
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Das stimmt definitiv. Und es hat sicher auch seine Schwächen. Aber aus unserer Sicht hätte es wesentlich schlechter kommen können.
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Das trifft’s wohl am besten: es hätte auch schlimmer kommen können 😀
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