Anders, speziell, eigenwillig. Sarah Psalti alias Sarah P. lässt sich in keine denkbare Schublade einsortieren. Zumindest in keine, die gängige Klischees bedient. Die gebürtige Athenerin entspricht weder dem Bild eines typischen Popsternchens, wenngleich sie sich musikalisch diesem Genre zugehörig fühlt, noch ist sie abstrus genug, um als schrille Künstlerin durchzugehen. Zwar mag Psalti äußerlich einen gewissen Mädchencharme – unschuldig und kindlich – versprühen, doch setzt man sich mit ihrem Songwriting einmal genauer auseinander, wird schnell klar, dass es sich bei ihr keineswegs um ein naives Dummchen handelt. Vielmehr um eine Frau, die gelernt hat, mit den Erwartungen ihres Gegenübers Pingpong zu spielen und Bälle, die ihr aus Vorsicht sanft zugespielt wurden, mit gehörig Schmackes zurückzuschlagen. Wir Menschen lassen uns von gern von Oberflächlichkeiten blenden, anstatt die Energie aufzubringen, hinter die Fassaden zu schauen. Im Fall von Sarah P. lohnt es aber, einen genaueren Blick und ein offenes Ohr zu riskieren. Wer sie ist, wer sie sein könnte oder wer sie sein möchte, verrät uns Psalti auf ihrem Debüt „Who Am I“.
Genau wie Polly Scattergood, zu der sie eine fast schon erschreckende Ähnlichkeit aufweist, hat auch Sarah P. Gefallen an der Kombination aus Electronica-Arrangements und extravaganten Sprechgesängen gefunden. „Who Am I“ steckt voller Momente, die zwar anfänglich gewöhnungsbedürftig, später dann aber durchaus reizvoll wirken können, sofern man die ersten Hürden genommen hat und nicht mehr über die Frage stolpert, was Psalti tut, damit sie klingt, wie sie eben klingt. Sind alle Ungereimtheiten und Widersprüche ausgeräumt oder akzeptiert, dann eröffnet sich dem Hörer auf „Who Am I“ ein spannendes Labyrinth aus spitzen Sounds, gesellschaftskritischen Themen und Harmonien, die das Potenzial haben, den Verstand ad Absurdem zu führen. Mit Anleihen aus Eurotrance und Dream-Pop ausgepolstert, heben sich Songs wie „Forgetregret“ oder „Instead Of You“ deutlich vom Gros aktueller Chartphänomene ab, die nur an der Oberfläche kratzen, anstatt das Erbe der Neunziger zu sezieren, wie es eine Sarah P. tut. Leidenschaftlich, gar obsessiv. Zurückbleibt die Erkenntnis, dass hinter dem hübschen Porzellangesicht eine exzentrische junge Individualistin steckt, deren Talent nicht für jeden offensichtlich, aber durchaus hervorhebenswert ist.
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