Erschütterungen: The KVB graben mit „Unity“ die verloren geglaubten Grundsätze längst vergangener Epochen wieder frei.
Die Musik der späten Siebziger und Achtziger, mit Auswüchsen wie Shoegaze, New Wave, Kraut- und Psychedelic-Rock, war geprägt von einer anhaltenden Aufbruchstimmung. Alles schien möglich, keine Idee zu wild, um gedacht zu werden. Dank des expandierenden Einzugs von Synthesizern und anderen elektronischen Elementen in die sonst eher von klassischen Instrumenten dominierte Popwelt stellten sich viele Geschmackspräferenzen plötzlich auf den Kopf. Ein dunkler Anstrich ließ den Mainstream erzittern, Punks wurden zum Gesellschaftsphänomen und den ewig strahlenden Showbiz-Grinsebacken wurden hier und da öffentlich zur Schau gestellte Mittelfinger entgegengestreckt. 40 Jahre später ist vom Revolutionsgeist der 1980er nur noch wenig übrig. Einst losgetretene Wogen haben sich im wahrsten Sinne des Wortes glätten lassen und was heute als progressiv gilt, ist eher geschmacklos als mit intelligentem Understatement unterfüttert. Zeit, dass The KVB wieder auf den Plan treten. Seit gut einer Dekade machen Nicholas Wood und Kat Day nun schon gemeinsame Sache, und zwar sowohl als akustisches als auch amouröses Duo. Auf „Unity“ treten die beiden Briten eine Welle elektrifizierter Beats und Melodien los, die erfreulich vitalisierend wirkt. In Manier all der großen Ikonen, man denke zum Beispiel an Depeche Mode, Joy Division oder The Jesus and Mary Chain, reanimieren The KVB das Erbe einer Ära, deren Anhänger sich nie mit seichten Botschaften haben abfertigen lassen. Neben sich kontinuierlich ausdehnenden Sounds stehen dabei auch bedeutungsvolle Themen im Fokus des Geschehens, von der Auseinandersetzung mit Dystopien und idealisierten Lebensansichten bis hin zu der Frage, wo aus Einklang schlussendlich Zweiklang wird. „Unity“ ist ein Platte, die dazu animiert, sich treiben zu lassen, oder Tiefgang zu suchen, wo sonst gern Oberflächlichkeit regiert.
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