Dekonstruiert und mit größter Finesse wieder zusammengesetzt: Cat Power entlockt auf „Covers“ den Werken anderer Künstler*innen verborgene Potenziale.
Vielleicht ist sie die genialste Musikerin unserer Zeit. Ganz sicher aber ist sie sensibel und nur schwer zu (be-)greifen. Chan Marshall alias Cat Power ist in ihrem Leben durch zahlreiche Höhen und Tiefen gewandert. Oft sogar getrieben worden. Alkoholprobleme, schwere Depressionen und eine seltene Krankheit, die dazu führt, dass Teile des Körpers plötzlich ödemartig anschwellen, machten es der 49-Jährigen kaum möglich, Kontinuitäten zu entwickeln. Im Komponieren und Einspielen von Songs fand Marshall aber dennoch stets einen Anker. Einen Zufluchtsort, der sie von jedweden Belastungen abzuschirmen vermag. Ob eigene oder die Nummern geschätzter Kolleg*innen – alles, was Cat Power vertont, klingt ganz und gar nach ihr. Das beweist neben „The Covers Record“ (2000) und „Jukebox“ (2008) auch ihr drittes, am Freitag erschienenes Coveralbum „Covers“. Wüsste man es nicht besser, würde man gar nicht erst auf die Idee kommen, dass es sich bei den zehn Stücken um Interpretationen von Titeln Frank Oceans, Bob Segers, Lana Del Reys, Jackson Brownes, Iggy Pops, The Pogues, Nick Caves oder The Replacements handelt. Und das liegt daran, dass Cat Power sich die Tracks gänzlich zu eigen gemacht hat. Dass sie sie zerpflückte und dann wieder völlig neu zusammenfügte, ungeachtet der bestehenden Blaupausen. Das ist wahres Können! Der Kleber, der dabei alles miteinander verbindet, ist die raue und doch unendlich süße Stimme Marshalls. Sie ist der Fixpunkt, um den sich die Instrumentierungen und Lyrics drehen. Ähnlich einer Sonne, um die die Planeten eines ganzen Systems kreisen. Kein bisschen weniger strahlend ist auch das Talent Cat Powers. Dank „Covers“ wird man als Hörer*in – egal, wo man gerade auch stehen mag – fortgetragen und in einen Kokon aus Erinnerungen und Leidenschaft gehüllt. So fühlt sich Geborgenheit an!
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